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Mit Mittelmeerkrankheiten sind umgangssprachlich eine ganze Reihe von Krankheiten gemeint, von denen Hunde aus wärmeren Gebieten, insbesondere aus Süd- und Südost-Europa befallen sein können. Dabei ist die Bezeichnung 'Mittelmeerkrankheit' keine medizinische Kategorie. Man könnte diese Hundekrankheiten auch als Reisekrankheiten des Hundes bezeichnen, denn auch Hunde, die dort nur zeitweise Urlaub machen, sind den Krankheitserregern ausgesetzt und können manchmal viele Monate später schwer erkranken. Unbehandelt oder zu spät erkannt führen viele dieser Krankheiten oft zum Tod des Hundes. Zu den Mittelmeerkrankheiten zählen insbesondere die Anaplasmose, Babesiose, Borreliose, Ehrlichiose, Dirofilariose, Hepatozoonose und Leishmaniose - mit denen wir uns in dieser Dokumentation übersichtsweise befassen.

 

DOKUMENTATION : Mittelmeerkrankheiten   ( Erfahrungen s.u. ⇣ )

Eine Mittelmeerkrankheit ist zum Zeitpunkt des Grenzübertritts oft nur schwer oder noch gar nicht diagnostizierbar - insbesondere dann wenn sich der Hund erst kurz vor dem Grenzübertritt infiziert hat. Deshalb sind die Gesundheitstests beim Grenzübertritt aufgrund der langen Inkubationszeit der meisten Krankheiten nicht wirklich aussagefähig. Die einzige Alternative um diese Gesundheitsgefahren auszuschließen, wäre eine angemessene Quarantäne. Doch wer will ernsthaft einen Welpen aus einem Dirofilariose-Gebiet (Herzwurm) sechs Monate in seiner wichtigsten Entwicklungszeit in Quarantäne isolieren. Niemand. Daher ist der Import von [[Mittelmeerhunden]] mit vielen Gesundheitsrisiken verbunden.

 

A. AUSGANGSLAGE

  • ein Hund stammt aus dem Mittelmeerraum, Süd- oder Südost-Europa oder hat sich dort zeitweise aufgehalten
  • bei dem Hund wurden Symptome einer der unten beschriebenen Mittelmeerkrankheiten festgestellt
  • oder eine Mittelmeerkrankheit wurde definitiv diagnostiziert
  • oder es besteht eine [Verdachtsdiagnose] auf eine der Krankheiten

 

A.1 Generelle Situation beim Import von Mittelmeerhunden

  • Straßenhunde aus dem Mittelmeerraum bzw. Südosteuropa haben aufgrund der schlechten Lebensbedingungen oft eine Vielzahl von Erkrankungen
  • neben den typischen Mittelmeerkrankheiten kommen weitere Erkrankungen wie Staupe, Darmparasiten, etc. als Koinfektionen dazu
  • aufgrund der speziellen Risiko-Situation vor Ort kann sich ein Hund auch noch im letzten Moment vor der Abreise in der Tierstation infizieren, z.B. mit dem Herzwurm
  • ein Laborbefund unmittelbar vor der Abreise sagt dann also nicht aus, dass der Hund auch gesund ankommt
  • erst nach Ablauf einer entsprechenden Einreise-Quarantäne und dann erst die Laboruntersuchung kann zuverlässig aussagen, ob der Hund gesund ist, oder eine Mittelmeerkrankheit hat
  • dies würde eine Quarantäne von mehreren Wochen nach der Einreise bedingen, beim Herzwurm sogar mehrere Monate bedeuten - was aber aus Tierschutzgründen so nicht praktiziert wird
  • Schlussfolgerung: es ist praktisch nicht möglich einen - sicher gesunden Hund ohne Mittelmeerkrankheit - zu importieren
  • einen solchen Hund aufzunehmen ist - bei allem guten Willen - eine Art des Glücksspiels: schlimmstenfalls werden auch noch gesunde Hunde hier angesteckt

 

VORSICHT VOR LABORTESTS OHNE AUSSAGEKRAFT BEIM HUNDE-IMPORT

Wenn Sie planen einen Hund aus dem Tierschutz aus einem Mittelmeerland zu übernehmen, bestehen Sie darauf, dass die Gesundheit des Hundes u.a. durch einen Labortest vorab und auch nach (!) der Einreise bestätigt wird. Wenn das Testergebnis zunächst negativ war und der Hund einreist, muss der Hund nach einigen Wochen noch einmal getestet werden. Einige gefährliche Infektionen haben eine längere Inkubationszeit, so dass die Krankheit zum Ausreisezeitpunkt möglicherweise noch nicht nachweisbar war. Manche Hunde stecken sich auch erst - im letzten Moment - vor der Abreise an. Wenn der Hund zum Beispiel aus dem Verbreitungsgebiet des Herzwurm (Dirofilariose) stammt, ist ein weitgehend sicherer Ausschluss der Erkrankung erst etwa 6 Monate nach Verlassen des Risikogebietes möglich.

 

A.2 Hintergrund-Infos: eine Mittelmeerkrankheit - was ist das eigentlich?

  • die Bezeichnung Mittelmeerkrankheit als solches ist keine tiermedizinische Kategerorie
  • der umgangsprachliche Begriff leitet sich von [[Mittelmeerhunden]] ab, also Hunden die im Mittelmeer-Bereich, Südeuropa und Südosteuropa leben oder gelebt haben und sich häufig insbesondere als herrenlose [[Straßenhunde]] mit diesen Krankheiten angesteckt haben
  • zu diesen teilweisen sehr gefährlichen Krankheiten gehören die [[Anaplasmose]], [[Babesiose]], Borreliose, [[Ehrlichiose]], Dirofilariose, [[Hepatozoonose]] und [[Leishmaniose]]
  • einige dieser Krankheiten wie z.B. die Borreliose gibt es auch bei uns, nur sind sie hier bei weitem nicht so häufig wie bei den medizinisch unversorgten Mittelmeerhunden
  • da auch Hunde, die wir in den Urlaub in ein Mittelmeerland mitnehmen, von diesen Krankheiten leicht befallen werden können, spricht man auch von einer [[Reisekrankheit]] beim Hund
  • um [[Reisekrankheiten]] auszuschließen, fragt der Tierarzt bei Verdacht auf eine Mittelmeerkrankheit nach, ob der Hund in den letzten Wochen oder Monaten im Ausland war
  • mit Mittelmeerländer sind südliche Reiseländer im weitesten Sinne gemeint, dazu zählen u.a. Bulgarien, Griechenland, Italien, Kanarischen Inseln (La Palma, Teneriffa), Kreta, (Süd-) Frankreich, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Portugal, Rumänien, Spanien, Sardinien, Schweiz (Tessin), Serbien, Sizilien, Türkei, Ungarn, Balearen (Mallorca, Menorca, Ibiza), etc.

 

A.3 Symptome der Mittelmeerkrankheiten

  • die einzelnen Symptome der Mittelmeerkrankheiten sind je nach Erkrankung sehr verschieden, siehe unten
  • manche Hunde können lebenslang erkrankt bleiben, viele sterben jedoch
  • auch können mehrere Erkrankungen zusammen kommen (Stichwort [[Koinfektion]] ), was die [[Diagnostik]] im Einzelfall dann sehr erschweren kann

 

 

Abbildung: Mittelmeerkrankheiten

Mittelmeerkrankheiten

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B. ÜBERSICHT ÜBER DIE EINZELNEN MITTELMEERKRANKHEITEN

B.1 Anaplasmose

  • Übertragung durch Zecken
  • der Krankheitserreger ist das Bakterium Anaplasma phagocytophilum
  • das Immunsystem des Hundes kann die Erkrankung zunächst durchaus in Schach halten, bei Stress oder anderen Erkrankungen mit angeschlagenem Immunsysten kann es aber zum vollen Ausbruch der Krankheit kommen
  • Symptome der [[Anaplasmose]] sind hohes Fieber, Apathie, Fressunlust, Erbrechen, Durchfall, Gelenkentzündungen, Lahmheit, Befall innerer Organe, Erblindung

 

B.2 Babesiose (Piroplasmose)

  • Befall durch einzellige Parasiten im Blut wie bei Malaria beim Menschen, deshalb auch die Bezeichnung als Hundemalaria
  • die Übertragung der Babesiose erfolgt ebenfalls durch Zecken
  • als Erreger gelten folgende Einzeller: Babesia canis canis, Babesia canis rossi, Babesia canis vogeli
  • durch die Erreger erfolgt ein Befall der roten Blutkörperchen
  • Symptome der [[Babesiose]] (Piroplasmose) sind sehr hohes Fieber bis 42 Grad, schnelle Auszehrung, Blutarmut, Gelbsucht, rote oder grünliche Urinauscheidungen
  • verläuft sehr häufig tödlich

 

B.3 Borreliose

  • die Borreliose ist eine ebenfalls von Zecken übertragene bakterielle Infektionskrankheit
  • die Krankheit ist weit verbreitetet und kommt auch bei uns vor
  • beim Hund entwickelt sich die Krankheit oft über Monate hinweg schleichend ohne erkennbare Krankheitsanzeichen
  • Symptome der Borreliose im späteren Verlauf sind Appetitlosigkeit, Bewegungsunlust, Mattigkeit, hohes Fieber bis zu 40.5 Grad, Lymphdrüsenschwellungen (siehe auch Lymphknoten)
  • die Krankheit kommt gebietsweise auch bei uns in Mitteleuropa vor
  • sie kann mit Antibiotika meistens sehr gut behandelt werden
  • weitere Details in der ausführlichen Dokumentation zur Erkrankung, siehe hier unter -> Borreliose

 

B.4 Ehrlichiose (Zeckenfieber)

  • die Ehrlichiose, eine andere Bezeichnung ist Rickettsiose - ist eine von der 'Braunen Hundszecke' übertragene Infektionskrankheit
  • der Erreger ist das Bakterium Ehrlichia canis (andere Bezeichnung Rickettsien)
  • Symptome der [[Ehrlichiose]] (Zeckenfieber) sind Fieber, Atemnot, Erbrechen, Nasenbluten, Blutungen in Haut und Schleimhäute, eitriger, schleimiger Ausfluss aus den Augen, Hornhauttrübung bis zum Erblinden, Lymphdrüsenschwellungen (siehe auch Lymphknoten), Organschäden, Gewichtsverlust

 

B.5 Dirofilariose (Herzwurm)

  • die Herzwurmerkrankung Dirofilariose (Dirofilaria immitis) wird durch Stechmücken übertragen
  • der erwachsene Herzwurm erreicht eine Länge von bis zu 30 cm, übertragen wird die Larvenform
  • er befällt Blutgefäße im Herz und in der Lunge des Hundes
  • Symptome der Dirofilariose (Herzwurm) sind [[Atemnot]], chronischer Husten, Gewichtsabnahme
  • Störungen der Herzfunktion
  • Störungen der Lungenfunktion
  • Schädigung der Leber und Nieren
  • die Bekämpfung der Herzwurmerkrankung ist trotz existierender Wirkstoffe gegen die erwachsenen Parasiten außerordentlich schwierig, weil die bis zu 30 cm langen Würmer im Blutkreislauf leben und das Abtöten der Würmer zu einer akut lebensgefährdenden Embolie führen kann
  • weitere Details in der ausführlichen Dokumentation zur Erkrankung, siehe hier unter -> Herzwurm

 

B.6 Hepatozoonose

  • die Hepatozoonose wird durch den Einzeller Hepatozoon canis ausgelöst
  • die Aufnahme der Krankheitserreger erfolgt durch das Hinunterschlucken von infizierten Zecken
  • die Einzeller befallen anfangs die Muskulatur des Hundes und durchdringen später auch die Darmwand
  • Symptome der [[Hepatozoonose]] sind Muskelschmerzen, Entzündungen im Muskelbereich, Humpeln und Hinken, Fieber, blutiger Durchfall, Gewichtsabnahme
  • Prophylaxe durch Zeckenschutz (Präparate, Hund absuchen, etc.)
  • eine vollständige Bekämpfung und Beseitigung der Erreger aus dem Körper des Hundes ist nicht möglich

 

D.7 Leishmaniose

  • Infektionskrankheit, hervorgerufen durch einzellige Leishmanien (Leishmania infantum)
  • Überträger der Leishmanien sind Sandmücken (Phlebotominae) und Schmetterlingsmücken (Psychodidae)
  • die Leishmanien können Abwehrzellen des Immunsystems in den inneren Organe und als auch in der Haut befallen
  • Symptome der [[Leishmaniose]] sind angeschwollene Lymphknoten, kleinere, offene Hautstellen, Probleme mit den Krallen, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Apathie
  • aufgrund des Angriffs auf die Abwehrzellen des Immunsystems endet die Leishmaniose für den betroffenen Hund oft tödlich

 

D.8 Hinweis zu Mittelmeerkrankheiten im erweiterten Sinne

  • die eigentlichen Mittelmeerkrankheiten, wie oben dargestellt - können Hunde derart schwächen, dass sie auch für ganz andere Erkrankungen anfällig werden
  • deshalb sind mit dem Begriff Mittelmeerkrankheiten im erweiterten Sinne auch Krankheiten gemeint, die aufgrund des allgemeinen Schwächungsgrades der Tiere zusammen mit den eigentlichen Mittelmeererkrankungen auftreten (siehe auch [[Co-Infektionen]])
  • neben den oben dargestellten Mittelmeerkrankheiten im engeren Sinne treten auch auch der Befall mit [[Milben]], [[Flöhe]], [[Läuse]], [[Würmer]], [[Bandwürmer]], etc. auf

 

 

 

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