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Herzwürmer gehören unter den Wurmparasiten zu den am meisten gefürchteten Würmern. Allein die Vorstellung, dass sich die bis zu 30 Zentimeter langen Würmer in der Lunge und im Herzen unseres Hundes eingenistet haben, ist ekelerregend. Darüber hinaus endet die Herzwurmerkrankung unerkannt und unbehandelt meistens tödlich für den Hund. Und selbst dann wenn sie erkannt wird, kann es zu spät sein, wenn sich schon zu viele Würmer im Körper des Hundes angesiedelt haben. Ein Abtöten der Herzwürmer kann dann zu folgenschweren Komplikationen wie Embolien durch die toten Würmer in der Blutbahn und zu zu heftigsten Reaktionen des Immunsystems durch das abgestorbene fremde Eiweiß führen, was geschwächte Hunde oft nicht überleben. Die nachfolgende Dokumentation erklärt dem Hundehalter wie es zur Herzwurmerkrankung kommt und wie man ihr vorbeugen kann. Darüber hinaus wird erklärt, wie man die Symptome eines Herzwurmbefalls erkennt und welche Therapieoptionen sich aus den jeweiligen Krankheitsstadien ergeben.

 

DOKUMENTATION : Herzwurm beim Hund   ( Erfahrungen s.u. ⇣ )

 

Bei der Herzwurmerkrankung spielt der Zeitpunkt der Bekämpfung eine ganz entscheidende Rolle. Bereits ganz am Anfang kann durch entsprechende Präventionsmaßnahmen gegen die übertragenden Mücken der infizierende Insektenstich verhindert werden. Gelingt dies nicht, können die eingedrungenen Wurmlarven noch im Bereich der Haut und Einstichstelle durch entsprechende Präparate abgetötet werden. Gelingt dies auch nicht, können durch entsprechende Pharmazeutika die Wurmlarven im Körper während ihrer Wanderung zum Herzen abgetötet werden. Gelingt dies auch nicht, können selbst die ersten erwachsenen Herzwürmer auch noch relativ einfach abgetötet werden. Danach, wenn die erwachsenen Herzwürmer begonnen haben, sich im Körper des Hundes zu vermehren, wird es immer schwieriger.

 

GENERELLE ABWEHRSTRATEGIEN GEGEN HERZWÜRMER

  • die beste Strategie gegen Herzwürmer ist es, den Hund erst gar nicht in die Risikogebiete des Herzwurms mitzunehmen
  • wenn Sie ihren Hund dennoch in ein Herzwurm-Gebiet mitnehmen, sprechen Sie sich unbedingt rechtzeitig vorher mit ihrem Tierarzt wegen der entsprechenden Prophylaxe ab
  • bestimmte Hunderassen vertragen einige Herzwurmmittel nicht - auch dies sollte ggf. mit dem Tierarzt besprochen werden
  • wenn man den Hund in Herzwurmgebiete mitnimmt, ist die nächstbeste Prophylaxe gegen Herzwürmer diejenige, die den Hund bereits im Ansatz vor den übertragenden Stechinsekten schützt: dort die Mückengebiete meiden, den Hund abends nicht im Freien liegen zu lassen, ihn mit Mückenabwehrmittel (Repellent-Präparate) gegen die Mücken schützen
  • wird der Hund dennoch gestochen wird und wahrscheinlich mit Herzwurmlarven infiziert ist, müssen diese so bald wie möglich abgetötet werden, bevor sie erwachsen sind und sich dabei von der Haut auf den Weg zum Herz machen und sich dort vermehren: hierzu werden prophylaktisch Präparate verwendet, die die Herzwurmlarven direkt mach der Infektion abtöten: ([Spot-On]-Präparate
  • ist der Hund vom Herzwurm definitiv befallen, müssen sowohl die im Blutstrom befindlichen Herzwurmlarven als auch die erwachsenen Würmer im Herzen jeweils speziell bekämpft werden
  • wenn sich bisher nur wenige erwachsene Herzwürmer im Herzen angesiedelt haben, können diese noch pharmazeutisch abgetötet werden
  • wenn die Anzahl der erwachsenen Herzwürmer im Herzen aber bereits eine kritische Größe erreicht hat, müssen diese operativ mechanisch aus dem Herzen entfernt werden
  • erst danach danach werden die verbliebenen Herzwürmer und Herzwurmlarven pharmazeutisch abgetötet

 

 

Die Herzwurmerkrankung führt unbehandelt zum Tod des Hundes. Deshalb muss die Erkrankung so früh wie möglich (Anzeichen siehe Punkt C. SYMPTOME) erkannt und behandelt werden. Bei sehr starkem Herzwurmbefall mit erwachsenen Würmern direkt im Herzen des Hundes müssen diese zunächst operativ entfernt werden. Erst dann ist das Abtöten der verbliebenen erwachsenen Herzwürmer und der im Körper verteilten Herzwurmlarven möglich. Für den Hundehalter sind dabei schwere Entscheidungen zu treffen. Diese Dokumentation soll den Hundehalter dabei unterstützen.

A. AUSGANGSLAGE

  • der Hund hat Probleme mit der Atmung
  • möglicherweise plagt ihn neben der Atemnot auch noch ein ständiger Husten
  • körperlich scheint er sehr unfit zu sein und seinem Alter entsprechend sehr leistungsschwach

 

A.1 der Hund war einmal in den Risikogebieten des Herzwurms

  • der Hund wurde in den Urlaub in das Mittelmeergebiet oder ähnliche Risikogebiete des Herzwurms mitgenommen ( siehe auch [Reisekrankheiten] )
  • oder der Hund stammt aus den typischen Infektionsgebieten des Herzwurms (siehe unten Punkt B.1 Verbreitungsgebiet und auch Mittelmeerkrankheiten)

 

Die Behandlung eines fortgeschrittenen Herzwurmbefalls muss durch erfahrene, spezialisierte Tierärzte erfolgen!

  • es ist sehr empfehlenswert, sich bei der Auswahl des Therapeuten einen erfahrenen Tierarzt oder Tierklinik zu suchen
  • Tierschutzvereine, insbesondere Auslandstierschutzvereine, die das Herzwurmproblem kennen, sind eine gute Kontaktadresse (im Internet suchen) um mit entsprechenden Tierärzten in Kontakt zu kommen
  • insbesondere die operative Entfernung der Herzwürmer, aber auch die medikamentöse Therapie mit den möglichen Komplikationen erfordert sehr viel spezialisiertes Fachwissen und praktisches Können
  • ein 'Herumdoktoren' in dieser Gefahrenlage kann für ihren Hund fatal enden
  • Suchen Sie sich rechtzeitig vorab den Spezialisten ihres Vertrauens!

 

 

 

 

Abbildung: Herzwurm beim Hund

Herzwurm

Sie dürfen dieses Bild mit Quellenangabe gerne auf ihrer Vereinsseite oder Homepage verwenden.

 

B. HINTERGRUNDWISSEN ZUR HERZWURMERKRANKUNG (DIROFILARIOSE)

  • der Herzwurm ist ein schmarotzender Fadenwurm (Nematode)
  • er besiedelt beim Hund die Lungenschlagader (Lungenarterien) und die rechte Herzkammer
  • da sich die Herzwürmer im Hund stark vermehren, führt die Herzwurmerkrankung (Dirofilariose) ohne eine angemessene Behandlung zu einem immer stärker werdenden Wurmbefall und schließlich zum Tod des Hundes
  • die medizinische Bezeichnung der Herzwurmerkrankung ist kardiovaskuläre Dirofilariose
  • die biologische Bezeichnung des Herzwurms selbst ist Dirofilaria immitis
  • auch Katzen und Füchse können vom Herzwurm befallen werden
  • erwachsene Herzwürmer werden etwa 20 bis 30 Zentimeter lang und etwa 1 Millimeter dick
  • Herzwürmer können erstaunlicherweise sehr alt werden, die Angaben zum Alter schwanken zwischen 7 bis zu 13 Jahren

 

B.1 Verbreitungsgebiet des Herzwurms - Risikogebiete für die Infektion

  • Herzwurm-Parasiten gibt es weltweit in den Subtropen und Tropen, aber auch den wärmeren Regionen Europas, in denen bestimmte Mückenarten als Überträger verbreitet sind
  • Verbreitungsgebiete sind Teile von Nordamerika, Mittelamerika, Südamerika, Afrika, Asien, Australien, in Europa sind vor allem die sogenannten Mittelmeerländer betroffen
  • die Risikogebiete des Herzwurms sind in Europa auf die sogenannten Mittelmeerländer (siehe auch Mittelmeerkrankheiten) beschränkt
  • Herzwurm-Verbreitungsgebiete in Europa und im Mittelmeerraum sind: Algerien, Balearen (Mallorca, Menorca, Ibiza), Bulgarien, Griechenland, Italien, Kanarischen Inseln (La Palma, Teneriffa), Kreta, (Süd-) Frankreich, Kroatien, Marokko, Mazedonien, Montenegro, Portugal, Rumänien, Spanien, Sardinien, Schweiz (Tessin), Serbien, Sizilien, Türkei, Ungarn
  • der Verbreitungsgrad des Herzwurms und damit das Gefährdungsrisiko ist in obengenannten Ländern sehr unterschiedlich, so sind aus der Schweiz (Tessin) nur Einzelfälle bekannt, in der südlich davon gelegenen Po-Ebene in Italien sind bis 68% der Hunde befallen
  • die Gefahr einer Infektion mit Herzwürmern (Dirofilaria immitis) ist vor allem in den Ländern des Mittelmeerraums gegeben, deshalb zählen Herzwürmer zu den sogenannten Mittelmeerkrankheiten
  • in Deutschland ist für unsere Hunde das Risiko einer Ansteckung annähernd Null (aber auch nicht ganz ausgeschlossen, siehe unten)
  • dieses geringe Risiko könnte sich jedoch ändern, wenn sich aufgrund des Klimawandels Moskitos stärker verbreiten und auch wenn genügend Hunde als Reservoir für die Krankheit erkrankt sind

 

Man unterscheidet beim Herzwurm zwei Stadien: Mikrofilarien und Makrofilarien. Mit Mikro(-filarien) sind mikroskopisch kleine Larven gemeint, die von den Mücken übertragen werden und sich im Körper des Hundes zu erwachsenen Tieren entwickeln, dann werden sie als Makro(-filarien) bezeichnet. Die weiblichen Makrofilarien scheiden zehntausendfach Larven aus, diese wachsen einerseits dann im Körper des befallenen Hundes zu erwachsenen Würmern heran oder werden andererseits als Larven über Stechmücken beim Stich aus der Haut des erkrankten Hundes gesaugt und beim nächsten Stich auf einen anderen Hund übertragen.

 

B.2 Übertragung und Ansteckung mit dem Herzwurm

  • die Übertragung der Herzwurmerkrankung erfolgt ausschließlich über verschiedene Stechmücken-Arten
  • zu diesen Überträgern zählt sowohl die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens), die Tigermücke und über 70 weitere Stechmückenarten (Moskitos)
  • beim Moskitostich werden die Mikrofilarien, das sind mikroskopisch kleine Wurmlarven des Herzwurms, in die Haut des Hundes übertragen (siehe Abbildung)
  • von dort breiten sie sich über die Blutbahn aus und wachsen heran
  • als erwachsene Herzwürmer siedeln sie sich dann in der Lunge und im Herz des befallenen Hundes an
  • vom Stich bis zum erwachsenen Herzwurm dauert die Entwicklung etwa 6 Monate

 

Wenn bei ihrem Hund eine einzelne Mittelmeerkrankheit sicher nachgewiesen wurde, sollten Sie ihn vorsorglich auch gegen die anderen Krankheiten aus diesen Gebieten testen und ggf. behandeln lassen. Da sich die Ansteckungsgebiete der einzelnen Mittelmeerkrankheiten überschneiden können und deren Überträger z.B. Stechinsekten und Zecken mit auch mit verschiedenen Krankheiten gleichzeitig infiziert sein können, kann es zu Mehrfachinfektionen mit verschiedenen Krankheiten kommen.

 

C. KRANKHEITSVERLAUF UND SYMPTOME DER HERZWURMKRANKHEIT (DIROFILARIOSE)

C.1 Symptome in der Anfangsphase der Herzwurminfektion

  • die Frühphase nach der Infektion kann lange symptomfrei verlaufem
  • erst später zeigen sich unspezifische Symptome, die leicht fehlgedeutet werden können
  • erste Anzeichen sind dann Husten, wenn die Herzwürmer die Lungenarterien besiedeln
  • Atemnot nach körperlicher Belastung
  • dabei können die Anzeichen der Krankheit denen anderer Herzerkrankungen ähneln

 

Der Grund für die anfängliche Symptomlosigkeit liegt darin, dass sich nach der eigentlichen Ansteckung die übertragenen Herzwurmlarven (Mikrofilarien) erst noch zum erwachsenen Parasiten entwickeln müssen. Erst dieser produziert dann massenhaft neue Herzwurmlarven, die er in das Blut des Hundes abgibt. Solange nur sich wenige erwachsene Herzwürmer im Körper des Hundes befinden, kann die Erkrankung sogar unerkannt bleiben.

 

C.2 Symptome des Herzwurmbefalls im fortgeschrittenen Stadium

  • Atemnot (Dyspnoe)
  • chronischer Husten
  • Blutarmut
  • Herzinsuffizienz (schwaches Herz)
  • Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit
  • Erschöpfungszustände
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust

 

C.3 Symptome des Herzwurmbefalls in der Spätphase der Erkrankung

  • Lungenentzündung
  • blutiger Auswurf, blutiger Husten
  • Bauchwassersucht (Wassersansammlung in der freien Bauchhöhle)
  • Leberfunktionsstörungen, Lebervergrößerung
  • Nierenfunktionsstörungen bis zum Nierenversagen
  • bei Nierenprobleme [Blut im Urin] mit dunkelbraunem Harn
  • Gelbsucht
  • Thrombosen (Blutgerinnsel)
  • Embolien (Gefäßverschlüsse), besonders gefährlich dabei die Lungenembolie
  • Entzündungen in den Arterien, Endarteriitis (Entzündungsreaktion an der inneren Arterienwand)
  • bei Massenentwicklung der Herzwürmer kann der Blutfluss behindert werden, die Folge können Leber- und Nierenschäden sein
  • es besteht dann eine ständige Thrombose-Gefahr durch den Wurmbefall, selbst Embolien kleinster Blutgefäße sind möglich
  • Schocksymptome
  • Bewusstlosigkeit
  • Herzversagen
  • Tod

 

Aufgrund der weitreichenden Folgen wird wissenschaftlich die Herzwurmerkrankung (kardiovaskuläre Dirofilariose) deshalb als [systemische Erkrankung] eingestuft, das heißt der gesamte Organismus des Hundes ist betroffen.

 

C.4 gesundheitliche Folgerisiken bei der medikamentösen Abtötung des Herzwurms

  • Ziel der Herzwurm-Behandlung ist die Abtötung des Parasiten im Körper des Hundes, dies führt zu Folgeproblemen
  • der Herzwurm wird in seinem Inneren von einem Bakterium besiedelt, Genus Wolbachia (Rickettsiales)
  • wird der Herzwurm durch pharmazeutische Mittel abgetötet, gelangen diese Bakterien in den Körper des Hundes
  • die freigesetzten Wolbachien können zu Entzündungen in den Nieren und weiteren Komplikationen führen

 

C.5 Hinweis auf den [französischen Herzwurm]

  • der französische Herzwurm befällt lediglich die Haut des Hundes und ist grundsätzlich vom eigentlichen Herzwurm zu unterscheiden
  • die Larven sind nur durch Laborbefund von denen des Erregers der hier in diesem Dokument behandelten Dirofilariose zu unterscheiden
  • weitere Details siehe [französischer Herzwurm]

 

D. VERDACHT AUF HERZWURM - WANN ZUM TIERARZT ?

  • im Zweifelsfall immer (!) zum Tierarzt
  • wenn ihr Hund aus Herzwurm-Gebieten stammt oder sich dort aufgehalten hat, sollten Sie immer besonders alarmiert sein
  • bei Hinweisen auf eine Herzwurmerkrankung (siehe oben unter Punkt C. Symptome) das Thema mit dem Tierarzt durchsprechen
  • wenn Sie mit ihrem Hund eine Reise in eines der Herzwurm-Länder planen, muss ihr Hund präventiv vom Tierarzt entsprechend vorbehandelt werden

 

Je früher eine Herzwurminfektion bekämpft wird, um so komplikationsloser ist der Heilungsverlauf. Eine Bekämpfung der Herzwurmlaven direkt nach der Infektion ist daher die beste Methode, wenn der Hund zum Beispiel als 'Urlauber' in einem Mittelmeer-Land war und vermutlich dort infizierten Stechinsekten ausgesetzt war. Haben sich die Herzwurmlarven bereits zu erwachsenen Würmern entwickelt und im Herzen des Hundes angesiedelt, verläuft eine Bekämpfung auch dann noch relativ komplikationslos, wenn es noch wenige erwachsene Würmer sind. Liegt jedoch die Infektion schon lange zurück, kann die zahlenmäßige Belastung durch die erwachsenen Würmer im Herz-Lungen-Bereich und der Wurmlarven im ganzen Körper ganz extrem hoch sein. So hoch, dass eine direkte pharmazeutische Bekämpfung der Parasiten aufgrund deren plötzlichem Absterben im Körper des Hundes zunächst eine zu schwere Belastung wäre. Die therapeutische Vorgehensweise muss dann sehr gut geplant werden und auch als erstem Schritt u.U. die operative Entfernung der Würmer aus dem Herzen mit einschließen.

 

E. DIAGNOSTIK DER HERZWURMKRANKHEIT

  • die beiden Stadien der Herzwurmerkrankung, Mikrofilarien (Larvenstadium) und Makrofilarien (erwachsener Wurm) werden auf unterschiedliche Weise nachgewiesen
  • der Nachweis des Larvenstadiums in der Frühphase der Infektion ist meistens nicht möglich
  • häufig werden verschiedene Diagnoseformen kombiniert, um den Befund abzusichern

 

E.1 Allgemeine Diagnostik, Anamnese

  • die Vorgeschichte der Krankheit wird vom Tierarzt erfragt, insbesondere ob der Hund in einem der Verbreitungsgebiete des Herzwurms war
  • wesentlich dabei ist der Aufenthalt vor etwa sechs bis acht Monaten - diese Zeit brauchen die Herzwurm-Larven um erwachsen zu werden
  • darüber hinaus werden die für die Herzwurmerkrankung typischen Symptome (siehe oben Punkt C.) abgefragt

 

E.2 Nachweis der erwachsenen Herzwürmer (Makrofilarien)

  • der Nachweis des Herzwurms erfolgt über die [Labordiagnostik] mit einer Blutprobe und [bildgebenden Verfahren]
  • bei den [bildgebenden Verfahren] werden Röntgenbilder von Herz und Lunge oder auch ein Herz-Ultraschall angefertigt
  • bei starkem Wurmbefall kann die Wurmbelastung im Herzen bereits im Ultraschall erkennbar sein
  • im Röntgenbild können dann die von den Herzwürmern verursachten Schäden an den Blutgefäßen in der Lunge sichtbar gemacht werden
  • der Nachweis der Makrofilarien (erwachsene Herzwürmer) über die Blutwerte ist erst ab etwa sechs bis acht Monaten nach der Herzwurminfektion (im Larvenstadium) möglich - wenn die Würmer mit der Geschlechtsreife bestimmte Stoffe ins Blut abgeben (Bestimmung über Blutwerte)
  • ein Test direkt nach der Rückkehr aus dem Urlaub (siehe auch [Reisekrankheiten] oder bei importierten [Mittelmeerhunden], Mittelmeerkrankheiten) ist also nicht möglich
  • für die Labordiagnostik wird etwas Blut entnommen und auf Anzeichen der körpereigenen Immunabwehr ([Antigene], [Antikörper]) untersucht
  • zum [Antigen-Nachweis] kommt der ELISA-Test zum Einsatz
  • im Rahmen eines [großen Blutbilds] können die Anzahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) vermindert, die Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen der Immunabwehr (eosinophilen Granulozyten) erhöht sein
  • bei den Blutwerten können die schlechte Nieren- und Leberwerte weitere Hinweise auf die Erkrankung geben
  • zur Beurteilung der Herz-Funktion kann auch ein [EKG] sinnvoll sein

 

E.3 Nachweis der Würmer im Larvenstadium (Mikrofilarien)

  • mikroskopischer Nachweis per Blutausstrich
  • die Blutentnahme sollte morgens oder abends erfolgen, da sich die Wurmlarven dann dicht unter der Haut aufhalten, ideal ist die Zeit zwischen 18 und 20 Uhr
  • mit dem Knott-Test wird durch eine Anreicherung der Mikrofilarien festgestellt, welche Art von Herzwurm ganz genau vorliegt, Dirofilaria repens oder Dirofilaria immitens - da die medikamentöse Therapie maßgeblich hiervon abhängt
  • die Mikrofilariendichte kann im Extremfall bis zu 100.000 Mikrofilarien auf einen Milliliter Blut ansteigen, was auf eine extrem hohe Belastung mit erwachsenen Herzwürmern hinweist
  • dennoch: bei etwa 25% der tatsächlich befallenen Hunde gelingt der Herzwurmnachweis im Larvenstadium nicht, der Larvenbefall muss dann aus E.2 geschlossen werden

 

F. THERAPIE DER HERZWURMERKRANKUNG

F.1 Allgemeines zur Vorgehensweise bei der Herzwurm-Therapie

  • die Auswahl und Kombination verschiedener Therapieformen hängt stark vom Befallsgrad mit dem Herzwurm ab; um so mehr sich erwachsene Herzwürmer im Hund angesiedelt haben, um so schwieriger wird die Behandlung
  • das Abtöten der Herzwürmer erfolgt durch spezielle Medikamente
  • bei sehr starkem Herzwurmbefall kann es vor dem Einsatz der wurmabtötenden Wirkstoffe zwingend notwendig sein, die erwachsenen Herzwürmer aus dem Herzen operativ zu entfernen
  • ansonsten kann es durch die abgetöteten Herzwürmer zu lebensgefährlichen Thrombosen im Blutkreislauf kommen, insbesondere zur Lungenembolie
  • weitere, schwere Komplikationen bei der Behandlung sind der anaphylaktische Schock durch die Belastung mit fremdem Eiweiß beim Absterben der Würmer

 

F.2 medikamentöse Therapie gegen Herzwürmer

  • die Behandlung mit Anthelminthika (Antiwurmmittel) erfolgt mit Arsen-Präparaten mit starken Nebenwirkungen, Wirkstoffe und Produkte sind u.a. Doxycyclin, Ivermectin, Melarsomin, Milbemycin, Immiticide®-Spritzen (Melarsomin-Dichlorhydrat), Ronaxan®
  • das Abtöten der Herzwurmlarven im Hautbereich erfolgt über [Spot-On]-Präparate, z.B. Advocate®
  • wenn der Hund bereits stark mit Herzwürmern belastet ist, kann das Abtöten der Würmer im Rahmen der medikamentösen Therapie zu einer zusätzlichen, starken Belastung mit fremdem Eiweiß führen, bis zum Kreislaufschock (Details siehe anaphylaktischer Schock)
  • ist diese Art der Belastung beim Abtöten der Würmer zu erwarten, müssen die Herzwürmer ggf. mit einem operativen Eingriff (siehe unten operative Therapie gegen Herzwürmer) soweit wie möglich vor Beginn der medikamentösen Therapie entfernt werden
  • zusätzlich werden vor der eigentlichen der Abtötung der Würmer auch [Kortison] und blutverdünnende Mittel (Wirkstoff u.a. Acetylsalicylsäure, Heparin) verabreicht
  • die Behandlung mit den Herzwurm-Antiwurmmittel (Spritzen in die Rückenmuskulatur) kann für den Hund so schmerzhaft sein, dass er zusätzlich in eine leichtere [Narkose] (Kurznarkose) gelegt und mit Schmerzmittel behandelt wird
  • je nach Befall und der zu erwartenden toten Würmer ist der Hund ganz erheblichen gesundheitlichen Belastungen u.a. durch anaphylaktische Schock-Reaktionen unterworfen und muss stationär überwacht werden, das heißt in der Tierklinik oder Praxis bleiben
  • bei der stationären Überwachung kann der Tierarzt beim Auftreten von Komplikationen sofort symptomatisch eingreifen

 

Im Körper des Herzwurms leben in Symbiose Bakterien, die beim Abtöten des Wurms im Körper des Hundes freigesetzt werden. Deshalb ist eine spezielle Antibiotika-Therapie gegen diese Bakterien sinnvoll.

 

F.3 die operative Therapie gegen Herzwürmer

  • wenn sich bereits sehr viele erwachsene Herzwürmer in Lunge und Herz angesiedelt haben, hilft nur eine offene Operation
  • dazu wird in einer Herzoperation das Herz geöffnet und die Würmer mechanisch entfernt
  • diese Operation können nur erfahrene, spezialisierte Tierärzte durchführen

 

F.4 therapie-unterstützende Maßnahmen nach der Herzwurm-Behandlung

  • mit der Abtötung der Herzwürmer beginnt für den Hund, je nach Stärke des Befalls - eine bis zu bis zu vier Wochen dauernde passive Ruhezeit
  • die Herzwürmer in ihren verschiedenen Stadien befinden sich immer noch in seinem Körper - nur tot - und müssen abgebaut werden
  • Aufregung, Herumtoben und alles was den Herzschlag erheblich erhöht - müssen dringend unterbleiben
  • das bedeutet konsequenter Leinenzwang, kein Hundeplatz, keine Hundeschule, etc.
  • keinerlei Stress

 

F.5 Prognose - Überlebenschancen bei Herzwürmer-Befall

  • die Prognose der Herzwurmkrankheit hängt davon ab, wie stark der Hund befallen ist
  • bei frühzeitiger Diagnose und Therapie der Herzwurmerkrankung sind die Heilungschancen gut
  • die Überlebenschancen sinken je stärker der Herzwurmbefall fortgeschritten ist
  • es können dann das Herz, die Lunge und andere Organe irreparabel geschädigt sein
  • bei sehr starkem Herzwurmbefall ist das Sterberisiko leider sehr hoch

 

G. HERZWURM-PROPHYLAXE

G.1 Schutz des Hundes gegen Insektenstiche

  • wenn man den Hund in Herzwurmgebiete mitnimmt, ist die nächstbeste Prophylaxe diejenige, die den Hund bereits im Ansatz vor den übertragenden Stechinsekten schützt: dort wenn möglich die Mückengebiete zu meiden
  • den Hund während der Hauptflugzeiten der Stechfliegen, insbesondere in der Dämmerung abends und in der Nacht nicht im Freien liegen zu lassen
  • generell Mückenschutzgitter für das Haus, Wohnwagen, Zelt, etc. verwenden
  • den Hund mit repellierenden Anti-Stechmücken-Mittel äußerlich zu schützen (Repellent-Präparate und Mittel, z.B. Scalibor-Halsband gegen die Gemeinen Stechmücke, Sandmücken, Schmetterlingsmücken, Autan-Spray ) und Spot On-Präparate( z.B. mit Wirkstoff Permethrin, Frontline, Imidacloprid (Advantix®), Pulvex, Expot )

 

G.2 spezielle Prophylaxe-Maßnahmen gegen Herzwurmlarven

  • die Verabreichung der Wirkstoffe sollte alle 4 Wochen, beginnend kurz vor der Einreise ins Herzwurmgebiet und endend mit einer letzten Behandlung 4 Wochen nach Rückkehr aus dem Urlaub erfolgen
  • wird der Hund von einem Mosquito gestochen und dabei Herzwurmlarven übertragen, müssen diese so bald wie möglich abgetötet werden, bevor sie erwachsen werden und dabei von der Haut zum Herz wandern und sich dort vermehren
  • Wirkstoffe Ivermectin, Moxidectin (Advocate®), Milbemycinoxim, Selamectin (Stronghold®), Lufenuron, Milbemax, Milbemycin - [Spot-On-Präparate] wie Advocate®, Interceptor

 

G.3 Entwurmung nach dem Aufenthalt in Herzwurmgebieten

  • Kautablette oder als Injektion (Wirkstoff Ivermectin, Heartguard) gegen die Mikrofilarien (Herzwurmlarven)
  • die letzte Behandlung sollte 4 Wochen nach Rückkehr von der Reise erfolgen
  • bei Hunden, die sich lange Zeit oder gar ihr ganzes Leben lang (siehe auch [Mittelmeerhunde]) in Herzwurmgebieten aufgehalten haben, sollte der möglicherweise starke Befall mit erwachsenen Herzwürmern und das damit erhöhte Behandlungsrisiko (siehe Punkt F. THERAPIE DER HERZWURMERKRANKUNG) bedacht werden

 

G.4 Schutzimpfung

  • in einigen Ländern, z.B. Spanien wird eine jährliche Schutzimpfung mit dem Präparat Guardian (Wirkstoff Moxidectin) angeboten
  • diese Impfungen sind umstritten, da sie starke Nebenwirkungen haben können

 

H. HAUSMITTEL GEGEN HERZWÜRMER

  • wirksame Hausmittel gegen Herzwürmer sind keine bekannt
  • wirksame homöopathische Mittel gibt es ebenfalls keine

 

Ob sich bereits unsere einheimischen Hunde durch einen Insektenstich hier in Deutschland mit Herzwürmern angesteckt haben, ist umstritten. Theoretisch wäre es allerdings tatsächlich denkbar, dass eine Stechmücke hier bei uns einen im Ausland angesteckten Hund sticht und die Herzwurmlarvenn einsaugt. Bei einem weiteren Stich könnte dann die Krankheit an einem gesunden Hund bei uns weiter gegeben werden. Der parasitäre Entwicklungszyklus des Herzwurms über einen erkrankten Hund, Herwurmlarven, Stechinsekten, neu infizierten Hund, heranwachsende Herzwürmer, erwachsene Herzwürmer im Herzen und deren Larven unter der Haut des Hundes - wäre damit geschlossen.

 

I. QUELLEN

  • Operative Entfernung des Herzwurms - An Alternative Method for Mechanical Removal of Dirofilaria immitis in Dogs - PubMed, National Library of Medicine: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26981316
  • Untersuchung zur Verbreitung des Herzwurms bei Stadthunden - Prevalence of Dirofilaria immitis in dogs from Barcelona - PubMed, National Library of Medicine: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26162560
  • Der Goldschakal als natürliches Reservoir für den Herzwurm - PubMed, National Library of Medicine: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27121617
  • Erstes Auftreten der asiatischen Tigermücke (tiger mosquito) als potentieller Überträger des Herzwurms in der italienischen Schweiz - First report of the invasive mosquito species Aedes koreicus in the Swiss-Italian border region - PubMed, National Library of Medicine: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26223377
  • Verbreitung von Herzwurm-übertragenden Mücken in Deutschland - http://www.br.de/themen/wissen/mueckenatlas-tigermuecke-buschmuecke-100.html

 

DER HERZWURM BEIM MENSCHEN

Die Herzwurmerkrankung ist eine typische Hundekrankheit. Der Befall von Menschen mit Herzwürmern ist nicht bekannt. Die Krankheit ist nicht direkt ansteckend. Eine unmittelbare Übertragung von einem erkrankten Hund direkt auf den Menschen ist nicht möglich. Zur Übertragung müsste eine Stechmücke zuerst den infizierten Hund und danach einen Menschen stechen und dabei die Herzwurmlarven auf den Menschen übertragen. Für eine Ansteckung gibt es keinen wissenschaftlichen Nachweis.

 

 

 

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