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Krebs oder ein vereiterter Zahn - was uns Lymphknoten über den Gesundheitszustand unseres Hundes verraten können: Lymphknoten sagen viel über die Gesundheit des Hundes aus. Verschleppte Infektionen und verborgene Vereiterungen, aber auch beginnende bösartige Erkrankungen zeigen sich häufig zuerst in angeschwollenen Lymphknoten. Deshalb sollte jeder Hundehalter das Abtasten der Lymphknoten bei seinem Hund beherrschen. Mit ein wenig Übung und etwas Wissen über die Anatomie des Hundes ist das auch leicht möglich. Diese Dokumentation soll den Hundehalter dabei unterstützen, die zwölf äußerlich gut abtastbaren Lymphknoten bei seinem Hund selbst zu finden und zu überprüfen - um beim Verdacht einer ernsteren Erkrankung die weitere tiermedizinische Diagnostik beim Tierarzt einleiten zu lassen.

 

 

CHECKLISTE : Lymphknoten abtasten

 

Lymphknoten sind für uns Hundehalter die Signallampen des Immunsystems. Wir müssen Sie lesen können. Diese Dokumentation soll dabei helfen. Äusserlich abtastbare Lymphknoten können uns vieles über den Gesundheitszustand unseres Hundes sagen. Ob den Hund ein vereiterter Zahn quält (siehe Zahnschmerzen), ob ein Gelenk mit Bakterien infiziert ist, sich eine Zehe wegen einer Krallenverletzung entzündet hat oder sich gar eine Infektion im Körper ausbreitet - durch die Lymphknoten erhalten wir Hinweise darauf dass etwas nicht stimmt. Herauszufinden was nicht stimmt - ist Aufgabe des Tierarztes, doch dass etwas nicht stimmt, ist unsere Aufgabe im Alltag.

 

A. AUSGANGSLAGE

  • zufällig wurde ein dicker Knubbel unter der Haut des Hundes ertastet - und man fragt sich: was kann diese spürbare Verdickung bedeuten? Gefährlich oder harmlos?
  • sitzt an dieser Stelle ein angeschwollener Lymphknoten - oder etwas anderes?
  • welche Lymphknoten sind beim Hund überhaupt abtastbar und wo sitzen diese?
  • oder es gibt einen konkreten Anlass, wie den Verdacht auf eine infektiöse Erkrankung z.B. die Borreliose, aufgrund derer man gezielt die Körperstellen mit den tastbaren Lymphknoten überprüfen will
  • oder der Hund zeigt ein schlechtes Allgemeinbefinden und man sucht fürsorglicherweise nach Hinweisen auf ein Krankheitsgeschehen
  • falls bereits eine Erkrankung vom Tierarzt diagnostiziert wurde (z.B. ein Lymphom), sollen die Körperstellen mit den tastbaren Lymphknoten vom Hundehalter selbst zur Überwachung der Krankheitsentwicklung systematisch abgetastet werden

 

Angeschwollene Lymphknoten (Lymphdrüsen) sind Zeichen einer aktivierten Immunabwehr. Mehr nicht. Unser Hund muss dabei nicht einmal krank sein - aber: sein Körper kämpft gegen etwas. Was das genau ist und wie schwerwiegend es ist - ob vielleicht sogar Krebs - darüber sagen die Lymphknoten-Schwellungen allein noch nichts aus. Im besten Fall - und der ist gar nicht so selten - ist es nur ein einfacher Infekt, der von allein wieder vorbei geht. Wir sollten also wegen eines geschwollenen Lymphknotens nicht in Panik geraten. Dennoch müssen wir die Situation weiter ganz genau beobachten und wenn es nicht bald besser wird (siehe unten: Wann zum Tierarzt?), müssen wir mit dem Hund zur weiteren Abklärung in die Tierklinik oder zum Tierarzt.

 

 

Anatomie: Lymphknoten beim Hund - Körperstellen mit äusserlich gut tastbaren Lymphknoten

Lymphknoten beim Hund

Sie dürfen dieses Bild mit Quellenangabe gerne auf ihrer Vereinsseite oder Homepage verwenden.

 

 

Behutsam abtasten! Dabei immer beruhigend auf den Hund einwirken! Wenn Sie nichts spüren - nicht krampfhaft versuchen an dieser Stelle einen Knoten auszumachen - auch wenn anatomisch dort einer sitzen müsste. Ein bisschen weitflächiger suchen ist o.k. - aber nicht den Druck erhöhen. Vielleicht ist der Lymphknoten an dieser Stelle ja so unauffällig und normal (!), dass er vom umgebenden Gewebe schlichtweg nicht zu unterscheiden ist. Besser geht es dann nicht. Wenn der Hund jedoch beim Abtasten eines verdickten Lymphknotens eine [[Schmerzreaktion]] zeigt, kann das durchaus ein Hinweis auf eine Infektion sein. Wenn sich das reproduzieren lässt und wiederholt auftritt, ist der vorsorgliche Gang zum Tierarzt angezeigt.

 

A.1 Hintergrund-Infos: zwölf äußerlich abtastbare Lymphknoten muss der Hundehalter kennen

  • Lymphknoten (Lymphdrüsen) sind normalerweise nicht tastbar, da sie vom umgebenden Gewebe durch Tasten gar nicht zu unterscheiden sind
  • die meisten Lymphknoten liegen schwer tastbar im Körperinnern
  • zwölf äußerlich abtastbaren Lymphknoten kann jeder Hundehalter selbst und regelmäßig überprüfen
  • aber auch diese äußeren Lymphknoten (Lymphdrüsen) sind im Normalzustand nicht zu fühlen, da sie vom umgebenden Gewebe durch Tasten gar nicht zu unterscheiden sind
  • Lymphknoten können jedoch abnormal vergrößert und verhärtet sein
  • angeschwollene Lymphknoten sind ein Zeichen für einen Entzündungsprozess im Körper

 

Wenn man einen Lymphknoten nicht spürt, ist das ein gutes Zeichen. Jeder Hundehalter sollte bei seinen Hund routinemäßig im Rahmen des [[Medizinal-Training]] auch die Lymphknoten untersuchen. Wo die Lymphknoten im Einzelnen sitzen, ist unten (siehe Position der Lymphknoten) beschrieben. Normalerweise sind Lymphknoten vom umgebenden Gewebe durch Tasten gar nicht zu unterscheiden. Wenn Sie also nichts spüren, ist das ein gutes Zeichen.

 

B. SO KANN DER HUNDEHALTER SELBST DIE LYMPHKNOTEN SEINES HUNDES ABTASTEN

B.1 Wo befinden sich die Lymphknoten beim Hund? Zur Anatomie der gut tastbaren Lymphknoten und deren Körperstellen beim Hund

 

Eine Vielzahl von Lymphknoten (Lymphdrüsen) des Hundes sind von außen her nicht tastbar, da sie anatomisch tief im Körperinnern liegen - und selbst diejenigen Lymphknoten die man eigentlich fühlen könnte, manchmal aufgrund der besonderen Umstände wie dichtes Fell oder zappeliger Hund tatsächlich nur schwer zu erfühlen sind. Es bedarf also viel Geduld und auch immer einiges an Übung, um sich in dieses Thema vorzutasten. Auch sind leichte Grundkenntnisse in der Anatomie des Hundes von Vorteil.

 

 

Körperstellen mit äußerlich gut abtastbaren Lymphknoten sind:

  • links und rechts im Ohrbereich (Ohrspeicheldrüsenlymphknoten, weit unterhalb des Ohres)
  • links und rechts am Unterkiefer (Unterkieferlymphknoten, auf Kinnhöhe ganz hinten an das Ende des Unterkieferknochens an den Kieferwinkel gehen, dann auf der Innenseite des Knochens)
  • links und rechts am Hals (Buglymphknoten, Halslymphknoten, Lnn. cervicales superficiales, zwischen Schultergelenk und Brustbein)
  • links und rechts im Achsel-Bereich der Vorderläufe (Achsel-Höhlen-Lymphknoten)
  • links und rechts im Leistenbereich (Leistenbeuge) der Hinterläufe (Leistenlymphknoten)
  • links und rechts in der Kniekehle an den Hinterläufen (Kniekehllymphknoten)

 

Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, wo sich die Lymphknoten (Lymphdrüsen) bei ihrem Hund befinden, lassen Sie sich die Körperstellen einfach beim nächsten Tierarztbesuch von ihrem Tierarzt zeigen. Mit etwas Übung findet man mit der Zeit immer sicherer selbst die entsprechenden Stellen. Und zur Erinnerung: normale Lymphknoten sind vom umgebenden Gewebe beim Abtasten nicht zu unterscheiden. Wenn Sie also nichts spüren, ist das ein gutes Zeichen.

 

 

 

B.2 Wie sollte man beim Abtasten der Lymphknoten vorgehen?

  • zunächst: selbst ganz ruhig bleiben und während der ganzen Zeit beruhigend auf den Hund einreden
  • der Hund kann stehen oder liegen, wenn er liegt muss er während der Prozedur einmal die Seite wechseln (arbeiten Sie ggf. mit einem Superleckerlie)
  • wichtig ist, dass eine total entspannte Atmosphäre herrscht (sonst ggf. die Aktion um eine Stunde verschieben)
  • mit einer sachten, leicht kreisenden Bewegung die Größe und Härte des Lymphknotens abtasten (Körperstellen der Lymphknoten beim Hund - siehe oben Anatomie)
  • immer ganz sanft vorgehen - wenn der Hund Schmerzreaktionen zeigt nicht weiter machen - selbst aber sonst aber keine Reaktion zeigen
  • dicke Lymphknoten unterscheiden sich vom umgebenden Gewebe durch die gefühlte Erhöhung und erhöhte Festigkeit
  • die Knoten lassen sich in den meisten Fällen über das darunter liegende Gewebe bewegen bzw. vorsichtig verschieben
  • wenn Sie eine verdächtige Stelle bemerken, lassen Sie das den Hund in keinster Weise spüren

 

Wenn man nicht ganz behutsam vorgeht, kann das Abtasten von vergrößerten Lymphknoten je nach Krankheitsursache (z.B. bei Infektionen) für den Hund durchaus schmerzhaft sein. Nichts erzwingen! Lieber in Form eines Trainings u.a. mit Leckerlie oder einer zweiten Person mit einem Spielzeug als Ablenkung sich an die Körperstelle herantasten, siehe auch [[Medizinal-Training]]. Bei einem Hund, der zwicken oder zuschnappen könnte und die Lymphknotenkontrolle aber sehr wichtig wäre, zusätzlich ggf. wie im Notfall -> Sichern und beruhigen

 

B.3 Lymphknoten bewerten: verhärtet, vergrößert oder normal?

Idealerweise vergleichen Sie einen Lymphknoten immer auch mit seinem Gegenstück auf seiner anderen Körperseite (siehe oben: Abbildung Anatomie Lymphknoten). Wenn sich hierbei schon markante Unterschiede ergeben, ist das eindeutig.

  • wenn Sie die Beschaffenheit eines Lymphknotens gut beschreiben können, kann dies für den Tierarzt bereits beim telefonischen Vorgespräch ein wichtiger Hinweis sein
  • je besser man seinen Hund kennt, um besser kann man abschätzen ob ein Lymphknoten noch dem normalen Ausgangszustand entspricht oder ob er sich verändert hat
  • es empfiehlt sich daher schon im frühen Alter - möglichst schon als Welpe - mit einem [[Medizinal-Training]] zu beginnen
  • auch ist es am Anfang gar nicht so einfach, mit der Anatomie des Hundes klar zu kommen und die Körperstellen mit den Lymphknoten finden (Abbildung der Körperstellen mit den äußerlich tastbaren Lymphknoten beim Hund siehe oben)
  • ist nur ein Lymphknoten betroffen und angeschwollen - oder sind es mehrere?
  • ist der Lymphknoten verschiebbar?
  • gesunde Lymphknoten sind übrigens so weich wie das sie umgebende Gewebe und gar nicht tastbar
  • erst ein entzündeter Lymphknoten ist tastbar - wobei eine leichte Tastbarkeit noch nichts Beunruhigendes aussagt
  • schmerzhaft - oder nicht? zeigt der Hund beim Abtasten des Lymphknotens Reaktionen - kann dies für den Tierarzt ein wichtiger Hinweis sein
  • die Größe des Lymphknotens beschreibt man besten mit Dingen aus dem Alltag die jeder kennt, z.B. es fühlt sich so groß oder kleiner an wie ein Kirschkern, Haselnuss, Pfirsichkern, Walnuss, Pflaume, etc.
  • falls der Lymphknoten schon unter Beobachtung stand, wie hat er sich verändert, vergrößert oder verhärtet - wie war die Entwicklung?

 

Tipp: Wenn Sie beim Abtasten eine besorgniserregende Entdeckung gemacht haben, vermeiden Sie jede aufgeregte Reaktion darauf. Bleiben Sie genau so ruhig wie vor ihrer Entdeckung. Zeigen Sie weder Aufregung, Panik, noch Mitleid - sondern wirken Sie weiterhin wie zuvor beruhigend auf ihren Hund ein und/oder lenken Sie ihn mit einem Leckerlie ab.

 

B.4 Wann sind geschwollene Lymphknoten ein ernstes Thema?

  • grundsätzlich immer: wenn neben den auffälligen Lymphknoten andere Krankheitssymptome auftreten, ist zur weiteren Diagnostik und Therapie der Gang zum Tierarzt angezeigt
  • wenn eine deutliche Lymphknotenschwellung länger als drei Tage anhält
  • wenn neben den Lymphknotenschwellungen auch noch Fieber auftritt
  • wenn sich die Vitalwerte des Hundes negativ verändert haben, Details siehe -> Vitalwerte
  • wenn Verhaltensänderungen beobachtet wurden, insbesondere wenn der Hund müde, bewegungsunlustig ist und Abgeschlagenheit zeigt
  • wenn der Hund beim vorsichtigen (!) Abtasten der Lymphknoten Schmerzreaktionen zeigt

 

Um zu wissen, wie groß die Lymphknoten beim eigenen Hund im Normalzustand oder auch nach der Genesung von einer Erkrankung sind, sollte man die Lymphknoten regelmäßig auf Veränderungen im Rahmen des [[Medizinal-Training]] überprüfen. Dazu gehört auch die Feststellung der Vitalwerte. Die Größe eines Lymphknotens beschreibt man besten mit Dingen aus dem Alltag die jeder kennt und man auch dem Tierarzt leicht mitteilen kann, z.B. fühlt sich der Lymphknoten so groß oder kleiner an wie ein Kirschkern, Haselnuss, Pfirsichkern, Walnuss, Pflaume, etc.

 

WAS BEDEUTET ES, WENN EIN ODER MEHRERE LYMPHKNOTEN ANGESCHWOLLEN SIND ?

  • WICHTIG: Die nachfolgende Übersicht soll in keinster Weise zur eigenen Diagnoseerstellung dienen. Dicke Lymphknoten unseres Hundes geben uns einen Hinweis auf eine aktivierte Immunabwehr seines Körpers. Die eigentliche Krankheitsursache kann aber nur mit einer gezielten Diagnostik durch den Tierarzt oder durch ein Labor ermittelt werden. Welche Hinweise auf eine Krankheit können uns die Lymphknoten geben? Was kann es sein, wenn ein oder mehrere Lymphknoten angeschwollen sind?

 

Wenn nur ein einzelner Lymphknoten angeschwollen und verhärtet ist ...

  • ... deutet das auf eine begrenzte Entzündung in der Nähe dieses Lymphknotens hin
  • ... am Kieferlymphknoten kann das auf einen entzündeten Zahn hindeuten, siehe auch -> Zahnschmerzen
  • ... in der Kniekehle auf eine entzündete Kralle siehe -> Krallenverletzung
  • ... in der Achsel auf eine Entzündung am Vorderlauf, z.B. Gelenkinfektion
  • ... in der Leiste auf eine Entzündung am Hinterlauf, z.B. Gelenkinfektion
  • ... am Hals auf ein Problem mit den Atemwegen, z.B. Zwingerhusten

 

Wenn mehrere Lymphknoten in einem Körperbereich angeschwollen und verhärtet sind ...

  • ... deutet das auf eine schwere, örtliche Entzündung, ein Infektionsherd bis zur starken Vereiterung in dieser Körperregion hin
  • ... möglich sind schwere Verletzungen, Vereiterungen, starker Infektionsherd mit Bakterien, Viren, etc.
  • ... unbedingt zusätzlich die Vitalwerte des Hundes feststellen, Details siehe -> Vitalwerte

 

Wenn überall im Körper Lymphknoten angeschwollen und verhärtet sind ...

  • ... zum Beispiel Lymphknoten im Kopf-Hals-Bereich und im Bereich der Vorderläufe und Hinterläufe, Achseln und Leisten beidseitig deutet das auf systemische Erkrankung hin
  • ... die Immunabwehr überall im ganzen Körper des Hundes ist aktiviert
  • ... Ursachen können den ganzen Körper betreffende starke Infektionen mit Bakterien, z.B. Borreliose, Viren, Tumorerkrankungen insbesondere auch Lymphdrüsenkrebs, malignes Lymphom, etc. sein
  • ... unbedingt zusätzlich die Vitalwerte des Hundes feststellen, Details siehe -> Vitalwerte

 

Wenn ein einzelner Lymphknoten beim Abtasten nicht verschiebbar ist ...

  • ... unabhängig vom Ort des Lymphknotens
  • ... unabhängig davon, ob es für einen einzelnen, mehrere oder alle abtastbaren Lymphknoten gilt (ein einziger Lymphknoten genügt)
  • ... wenn er verhärtet oder angeschwollen ist und auf seinem Untergewebe nicht verschiebbar ist
  • ... deutet das auf ein Einwachsen des Lymphknotens in das Umgebungsgewebe hin und gibt damit einen Hinweis auf eine Tumorerkrankung

 

Wichtig: tastbar verhärtete Lymphknoten können immer nur einen Hinweis auf ein mögliches Krankheitsgeschehen geben. Welche Krankheit bei angeschwollenen Lymphknoten dahinter steckt, kann nur durch eine detaillierte Diagnose durch den Fachmann erfolgen. Nur durch die äußerliche Prüfung der Lymphknoten ist es definitiv nicht möglich, verlässlich auf eine bestimmte Krankheit des Hundes zu schließen.

 

C. WANN ZUM TIERARZT?

  • grundsätzlich und im Zweifelsfall immer, wenn Ihnen ihr Hund krank erscheint - das muss mit verdickten Lymphknoten gar nichts zu tun haben
  • wenn es neben den verdickten Lymphknoten noch Veränderungen oder Auffälligkeiten bei den Vitalwerten des Hundes gibt, insbesondere Fieber
  • wenn mehrere Lymphknoten an verschiedenen Stellen auffällig verdickt sind, z.B. am Hals, Kiefer und in der Kniekehle
  • wenn sich ein verdickter Lymphknoten nicht verschieben lässt
  • wenn die Lymphknotenschwellung nach zwei Wochen immer noch da ist

 

Wenn ein Lymphknoten einmal verdickt ist braucht man noch nicht unruhig werden. Es ist wie bei uns Menschen, ein angeschwollener Lymphknoten kann einfach einmal vorkommen. Erst wenn die Lymphknotenschwellung nicht zurückgehen will oder mehrere Lymphknoten gleichzeitig betroffen sind - oder generell auch noch andere Krankheitszeichen oder Verhaltensänderungen beim Hund auffallen, ist deswegen der Gang zum Tierarzt angesagt. Darüber hinaus sollte der Hundebesitzer darauf achten, ob es noch weitere Hinweise auf eine mögliche Erkrankung gibt.

 

C.1 Was der Arzt wissen muss

  • wann wurde zum ersten Mal wurde der verdickte Lymphknoten bemerkt
  • wie hat sich der dicke Lymphknoten seitdem verändert, verhärtet, vergrößert
  • gab es eine Verletzung des Hundes
  • welche weitere Erkrankungen und insbesondere Infektionen sind bekannt
  • gab es Zeckenbisse, eine Borreliose-Erkrankung
  • gibt es auffällige Verhaltensänderungen
  • war der Hund im Ausland, insbesondere Mittelmeerländer oder Südosteuropa
  • gibt es im Zusammenhang mit einem Auslandsaufenthalt Hinweise auf eine Mittelmeerkrankheit

 

 

C.2 welche weiteren Symptome lassen sich sonst noch erkennen?

  • für den Tierarzt kann bei der Forschung nach der eigentlichen Krankheitsursache jeder Hinweis wichtig sein
  • deshalb auch die Vitalwerte aufnehmen
  • den Hund auf Verletzungen absuchen
  • den Hund auf mögliche Entzündungen absuchen, Zähne, Mund, Ohren, Pfoten, Krallen
  • welche Verhaltensänderungen wurden beobachtet?
  • ist der Hund müde, bewegungsunlustig, zeigt er Abgeschlagenheit
  • zeigt er beim vorsichtigen (!) Abtasten der Lymphknoten Schmerzreaktionen

 

 

C.3 Diagnostische Verfahren zur Ermittlung der eigentlichen Krankheitsursache

Die weiterführende Diagnostik und eigentliche Ursachenfeststellung der Lymphknotenschwellung kann nur durch den Tierarzt, Tierklinik und/oder Labor erfolgen. Wesentlich für den Einsatz der jeweiligen Diagnoseverfahren ist, welche Krankheit der Tierarzt als Auslöser in Verdacht hat. Je nach Verdachtsdiagnose ist dann dazu häufig noch die Unterstützung durch ein spezialisiertes Labor notwendig.

  • Anamnese, Vorgeschichte der Symptome, Klärung der Begleitbeschwerden, Krankengeschichte des Hundes überhaupt
  • Untersuchung des Allgemeinzustands des Hundes
  • wurden Gewichtsverlust oder Verhaltensänderungen beobachtet
  • Palpation (Abtasten) des Hundes, insbesondere auch der Lymphknoten
  • wenn ein Lymphknoten beim Abtasten schmerzt, kann das ein Hinweis auf eine Infektion sein
  • Blutuntersuchung durch ein großes oder kleines Blutbild, Entzündungswerte feststellen, Blutsenkungsgeschwindigkeit, hier ergeben sich u.a. Hinweise auf Entzündungen
  • Lymphknotenbiopsie, dabei werden die betroffenen Lymphknoten zur Gewebeentnahme punktiert und das entnommene Gewebe dann feingeweblich untersucht; da die Entnahme der Gewebeprobe für den Hund schmerzhaft sein könnte - er aber absolut still halten muss, wird die Lymphknotenbiopsie meistens unter einer leichten Narkose durchgeführt
  • Ultraschall, mit dem die inneren Organe wie Milz und Leber und auch tiefer liegende Lymphknoten sichtbar werden
  • Computertomographie (CT)
  • Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, Nuclear Magnetic Resonance, NMR)
  • Skelettszintigraphie
  • Röntgenbilder der Lymphbahnen mit Kontrastmittel

 

C.4 weitere wichtige Anhaltspunkte für den Tiermediziner

Um eine gesicherte Diagnose stellen zu können und damit die eigentliche Krankheitsursache zu finden, benötigt der Tiermediziner eine Vielzahl weitere Informationen. Hier eine Übersicht:

  • Anzahl der betroffenen Lymphknoten
  • Dauer der Lymphknoten-Schwellung
  • Stärke der Lymphknoten-Schwellung
  • Verschiebbarkeit des Lymphknotens
  • zeitliche Entwicklung der Verdickungen, welcher Lymphknoten war zuerst angeschwollen, welcher der nächste, etc.
  • Reaktion der Lymphknoten-Schwellung auf Cortison
  • Reaktion der Lymphknoten-Schwellung auf Antibiotika
  • Reaktion der Lymphknoten-Schwellung auf Antizystica
  • Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung
  • Ergebnis des Blutbilds
  • Ergebnis der Ultraschall-Untersuchung innerer Organe wie der Milz
  • Ergebnisse der weiteren Untersuchungen (siehe oben Punkt C.3)

 

 

C.5 geschwollene Lymphknoten - welche Krankheiten könnte es sein?

  • grundsätzlich: geschwollene Lymphknoten allein können nur Hinweise auf eine Erkrankung geben - mehr nicht
  • die Ursachen für geschwollene Lymphknoten sind derart vielfältig, dass allein aufgrund der Tatsache eines oder mehrerer verdickter Knubbel sich daraus seriös keine zugrunde liegende Krankheit zuordnen lässt
  • neben den vielen entzündlichen Erkrankungen wie Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen kann auch eine der verschiedenen Krebserkrankungen im Körper oder dem Lymphsystem selbst (malignes Lymphom) die Ursache sein
  • für den Hundehalter gilt jedoch: nicht spekulieren, sondern abwarten was die tierärztliche Diagnose bringt

 

Grundsätzlich kann eine Lymphknotenschwellung sehr viele Ursachen haben. Über das Symptom verdickter Lymphknoten allein ist also kein seriöser Rückschluss auf eine Erkrankung möglich.

 

C.5.1 Übersicht über die möglichen Ursachen angeschwollener Lymphknoten beim Hund

  • bakterielle Infektionen, wie z.B. eine von Zecken übertragene Borreliose, Anaplasmose, Ehrlichiose und Babesiose
  • Virus-Infektionen
  • Toxoplasmose
  • Wundinfektionen, z.B. durch Verletzungen am Fuß, Entzündung an den Pfoten wie eine Ballenverletzung oder Krallenverletzung, bis zur Blutvergiftung
  • Entzündungen und Vereiterungen im Zahnbereich bzw. Kiefer, unter anderem auch durch sehr schwere Formen des Zahnstein (siehe auch Zahnschmerzen)
  • Blasenentzündung
  • Infekte im Bereich der Atemwege, siehe Zwingerhusten
  • Mittelmeerkrankheiten wie die Leishmaniose, Ehrlichiose, Hepatozoonose, Details siehe Mittelmeerkrankheiten
  • auch gibt es bösartige Erkrankungen, wie das maligne Lymphom (Lymphdrüsenkrebs, Lymphknotenkrebs, Lymphosarkom), die direkt das Lymphsystem befallen mit generalisierten Lymphknotenschwellungen in verschiedenen Körperregionen
  • infektiöse Lymphknotenentzündung (Lymphadenopathie, Lymphadenitis)
  • bei einigen Krebserkrankungen können sich durch Streuung auch Tochtergeschwulste (Metastasen) direkt in den Lymphknoten (Lymphknotenmetastasen) entwickeln

 

Jeder Hundehalter sollte gut über seinen Hund, seine Anatomie und die möglichen Krankheitssymptome Bescheid wissen. Deshalb stellen wir hier noch einige Hintergrundinfos zur Bedeutung des Lymphsystems und der Lymphknoten bereit.

 

D. HINTERGRUNDWISSEN ZUM LYMPHSYSTEM

  • Lymphgefäße sammeln die Körperflüssigkeit aus den Zwischenräumen zwischen den Körperzellen auf und führen sie auf den Lymphbahnen zurück in den Körper
  • dabei verläuft das Lymphgefäßsystem überwiegend parallel zu den Venen
  • das Lymphsystem spielt dabei insbesondere bei der Immunabwehr des Körpers eine herausragend wichtige Rolle
  • Eindringlinge in den Körper wie Bakterien und Viren werden in der zurücklaufenden Körperflüssigkeit (Lymphe) erkannt, bekämpft und abgebaut, darüber hinaus aber auch körpereigene Krebszellen
  • zur Immunabwehr werden besondere Abwehrzellen, die Lymphozyten produziert, eine Form der weißen Blutkörperchen
  • zum lymphatischen System zählen das Lymphgefäßsystem mit den Lymphknoten (Lymphdrüsen), sowie funktional einige innere Organe wie die Milz und das Knochenmark
  • die Lymphe ist die Gewebeflüssigkeit, die sich hier und außerhalb des Blutgefäßsystems befindet
  • die Lymphknoten dienen als Filterstation für die vom Gewebe zurücklaufende Lymphe, hier werden Bakterien, Viren und Krebszellen herausgefiltert und bekämpft
  • in den Lymphknoten befinden sich viele Abwehrzellen
  • bei vielen Krebsformen streut die Krankheit Metastasen in Lymphknoten der näheren Körperregion aus
  • angeschwollene Lymphknoten sind meistens eine Reaktion des Immunsystems, dabei kann aber auch das Lymphsystem selbst vom Krebs befallen sein (malignes Lymphom)
  • die Lymphknoten (Lymphdrüsen) dienen dabei zur Reinigung der Lymphe von Bakterien, Viren, Krebszellen; hier befinden sich viele Abwehrzellen wie Lymphozyten und Makrophagen
  • Lymphknoten vergrößern sich deshalb z.B. bei akuten Infektionen, um die Filterungsfunktion im Fall einer Immunabwehr verstärkt erfüllen zu können
  • im Lymphsystem werden auch bestimmte weiße Blutkörperchen, Lymphozyten und Plasmazellen produziert, die für die Abwehr und Zerstörung von Eindringlingen zuständig sind

E. HAUSMITTEL BEI DICKEN LYMPHKNOTEN

  • da geschwollene Lymphknoten keine Krankheit an sich sind, sondern nur Symptome einer Krankheit - gibt es auch keine direkten Hausmittel gegen die dicken Lymphknoten
  • die angeschwollenen Lymphknoten zeigen ja lediglich ein Krankheitsgeschehen an
  • die entsprechende Abwehr des Immunsystems äußert sich dann in den dicken Lymphknoten (Lymphdrüsen)
  • das nun stark geforderte Immunsystem kann durchaus unterstützt werden
  • zur Unterstützung der eigentliche Therapie sind Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems sinnvoll
  • ein indirektes Hausmittel: jede Form von Stress für ihren Hund vermeiden

 

Noch ein wichtiger Hinweis: Diese Dokumentation soll den Hundehalter in die Lage versetzen, die Lymphknoten bei seinem Hund selbst abzutasten. Bitte stellen sie jedoch keine eigenen Diagnosen! Die sichere Feststellung einer Krankheit kann nur durch einen Tierarzt erfolgen.

 

 

H. DOKUMENTEN-HISTORIE

 

 

 

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