ERSTE HILFE
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mit 50 Notfall-Checklisten und Anleitungen zum Ausdrucken
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Wie bei uns Menschen die Fingernägel und Fussnägel bedürfen die Hundekrallen einer gewissen Pflege. Für den Gang des Hundes sind sie insbesondere im Gelände sehr wichtig und geben Halt. Auf unseren Gassitouren über Gehwege, Radwege, Feldwege und Strassen aber auch beim Spielen und Herumtollen sind die Krallen und das Krallenbett durchaus verletzungsgefährdet. Wenn sich der Hund eine Kralle verletzt hat, ist dies zwar kaum ein echter Notfall - dennoch kann eine tief im Krallenbett abgebrochene Hundekralle Blutungen und in der Folge bei schlechter Wundversorgung schwere Vereiterungen und Infektionen nach sich ziehen. Ein Krallenverletzung sollte deshalb immer sehr ernst genommen werden.

 

NOTFALL-CHECKLISTE : Krallenverletzung

Eine Krallenenverletzung muss immer auf ihre Schwere hin genau untersucht und ggf. entsprechend versorgt werden. Ungünstig gesplitterte oder ausgerissene Krallen können sich schnell entzünden. Der Hund kann sich eine Kralle so ungünstig gebrochen haben, dass das sogenannte Leben der Kralle - Nerven und Blutgefäße - freiliegt.

 

A. AUSGANGSLAGE

  • der Hund hat sich im Bereich einer Kralle verletzt
  • die Kralle ist abgebrochen, gespalten oder gesplittert
  • oder die Kralle oder Krallenteile stehen ab oder sind verdreht
  • dabei kann die Kralle auch vollständig ausgerissen sein
  • der Riss in der Mitte der Kralle kann tief ins Krallenbett gehen - die Kralle sieht aus wie in der Mitte halbiert
  • der verletzte Bereich der Hundeklaue kann stark bluten
  • möglicherweise ist die Hundezehe mit betroffen - der Hund kann nicht laufen

 

A.1 Hintergrund-Infos

  • die Krallen des Hundes bestehen teilweise aus durchblutetem und mit Nerven versorgten Bereichen, die bei einer Verletzung der Kralle Beschwerden verursachen können
  • als das 'das Leben' bezeichnet man bei der Hundekralle den Bereich der Kralle, der noch von der Zehe her mit Blutadern versorgt wird und an dem die Nervenenden sitzen
  • normalerweise nutzen sich die Hundekrallen beim Laufen auf festem Untergrund im Freien, z.B. auf Asphalt von selbst ab. Das gilt aber nicht für die Wolfsklaue.
  • es ist wichtig zu lange Krallen zu schneiden, da sie wenn sie zu lang sind, auf Zehen und Pfoten-Ballen drücken und sich schlimmstenfalls ungünstig auf die Anatomie der Pfote wirken.
  • das Krallenbett entspricht dem Nagelbett bei uns Menschen, hier wächst die Kralle aus der Zehe heraus.
  • Ab wann sind Hundekrallen zu lang - ab wann müssen sie gekürzt werden? Als grobe Regel gilt: Wenn beim stehenden Hund die Krallen den Boden berühren, sollten sie gekürzt werden - um diesen 'überstehenden' Teil.
  • Wer sollte die Hundekrallen kürzen? Der versierte Hundehalter kann überlange Krallen selbst kürzen, professioneller und sicherer ist es, wenn das Krallenkürzen beim Tierarzt, Hundesalon, etc. erfolgt
  • zum fachgerechten Krallenkürzen ergonomisch sicher zu führende Krallenzange verwenden ( siehe Empfehlungen für den Hunde-Notfall-Koffer )

 

A.2 Hintergrund-Infos zur Wolfsklaue

  • die Wolfskralle wird auch als "Daumen"-Kralle bezeichnet, an den Hinterbeinen als Afterkrallen.
  • die Wolfskralle hat keinen Bodenkontakt, ist also an den Bewegungsabläufen nicht beteiligt
  • manche Hunderassen haben sogar eine jeweils doppelte Wolfskralle
  • die Wolfsklaue kann je nach Hunderasse eine knöcherne Verbindung zum Skelett haben oder auch nicht.

 

B. VORBEREITUNG UND SELBSTSCHUTZ

  • bevor man die Pfote untersucht, beruhigend auf den Hund einwirken
  • auch beruhigend auf die anderen Personen einreden, Panik - insbesondere auch wenn eine starke Blutung vorliegt, hilft niemandem !
  • unüberlegte Maßnahmen von anderen Personen vermeiden
  • Hund anleinen bzw. festbinden -> Sichern und Beruhigen
  • es muss auch beim sonst liebsten Hund mit heftigen Schmerzreaktionen und Beissattacken gerechnet werden
  • zum Selbstschutz: Maulkorb oder Maulschlinge anlegen, Details siehe -> Maulschlinge
  • den Hund in die stabile Seitenlage bringen, Details siehe -> stabile Seitenlage

 

C. SYMPTOME

  • Hund schont eine Pfote
  • Hund leckt an Pfote
  • blutige Pfote, blutige Zehen-Ballen an der Pfote
  • Kralle gespalten bis in den lebenden, durchbluteten Bereich
  • 'das Leben' der Kralle bzw. der Blutkanal ist unverletzt oder auch beschädigt
  • Nagelbett-Entzündung durch vereiterte Daumenkralle (Wolfsklaue): ganz dick geschwollene Zehe und vereiterte Kralle
  • Krallen sind so massiv abgelaufen hat, dass bei einer Kralle das Leben an der Spitze frei liegt (zum Beispiel vielem Rennen/Laufen/Toben auf Aslphalt, Betonflächen). Info: sehr harte Untergründe können je nach Laufverhalten des Hundes wie eine Feile wirken und den Zehennagel 'bis ins Leben' abschleifen.
  • Kralle komplett herausgerissen, blutiger Fuss
  • Kralle eingerissen
  • Kralle in der Mitte gespalten und verdreht
  • Kralle abgerissen
  • Wolfskralle (Daumenkralle) verletzt
  • Kralle komplett weggerissen
  • Wolfskralle gebrochen
  • Daumenkralle (Daumenklaue) eingerissen und steht in einem 90°-Winkel ab
  • Wolfskralle angebrochen
  • Blutung im Krallenbereich - starke Blutung oder auch nur Blutstropfen

 

C.1 Mögliche Ursachen einer Krallenverletzung

  • jemand ist dem Hund auf die Pfote getreten
  • der Hund sich die Pfote an einer Tür eingeklemmt
  • möglicherweise ein Unfall mit einem Radfahrer, Auto, etc.
  • beim Gassigehen durch Hängenbleiben zwischen Pflastersteinen, in Metallgittern, Gullideckeln, Wasserabflüssen
  • bei der Krallenpflege an der Wolfsklaue versehentlich 'ins Leben gescnhnitten'
  • beim Krallen schneiden beim Hund zu tief eingeschnitten
  • eine andere, vielleicht nicht beobachtete schwere mechanische Einwirkung auf die Hundepfote

 

D. NOTFALLMASSNAHMEN

  • das Tier muss zunächst ruhig gehalten werden, bis der Grad der Verletzung untersucht ist
  • bei sehr starken Blutungen muss zuerst die Blutung gestillt werden, Details sie -> Druckverband anlegen

 

D.1 Pfote reinigen

  • Pfote mit der verletzten Kralle mit mit klarem, sauberem Wasser ausspülen
  • evtl. Haare aus dem Krallen bzw. Pfotenbereich vorsichtig zurückschneiden
  • Pfote mit Desinfektionsspray desinfizieren
  • um die möglichen Verletzungen an Pfote und Kralle besser sehen zu können, kann es sinnvoll sein, das Pfotenhaar zu kürzen. Verwenden Sie dazu eine vollkommen abgerundete Schere um weitere Verletzungen zu vermeiden. Solch eine abgerundete Schere gehört deshalb auch in das Erste-Hilfe Paket im ->  Hunde-Notfall-Koffer
  • eine Anleitung zum Kürzen der Pfotenhaare befindet sich in dem Dokument -> Pfotenpflege

 

D.2 Kralle untersuchen

  • wenn möglich bei gutem Licht, Taschenlampe, etc. den Zustand der betroffenen Kralle untersuchen
  • prüfen, ob definitiv nur die Kralle betroffen ist und die Zehe, Ballen, sonstige Pfote in Ordnung sind
  • prüfen, wie weit die Kralle selbst geschädigt ist: bis ins Krallenbett (da kommt die Kralle aus der Zehe heraus), bis ins Leben der Kralle - das ist das Innere mit Nerven und Blutader oder nur der vordere verhornte Bereich
  • ist die Kralle glatt abgebrochen - oder ist sie gesplittert oder gespalten
  • wenn die Hundekralle gespalten ist - geht die Spaltung der Kralle bis in das Nagelbett

 

D.3 Krallen- oder Pfotenverletzung

  • eine verletzte Kralle kann ein Hinweis auf eine umfassendere Pfotenverletzung sein
  • möglicherweise ist neben der Kralle auch das Krallenbett, die Zehe und der Ballen der Pfote betroffen.
  • falls der Hund sichtbar neben der Krallenfraktur auch Pfotenprobleme hat, sollte zunächst die Pfote sorgfältig untersucht werden, Details sie -> Pfotenverletzung

 

D.4 Verband vorbereiten

  • evtl. Haare aus dem Pfotenbereich vorsichtig zurückschneiden
  • desinfizierende Wundsalbe auf den Wundenbereich aufbringen

 

D.5 Pfotenverband anlegen

  • sterile Wundauflagen zur Abdeckung auf der Wunde anbringen
  • zwischen jede Zehe eine Mullpolster einlegen
  • Wolfskralle mit einpolstern
  • sollte noch ein Fremdkörper in der Wunde sein, diesen sehr gut umpolstern
  • dann die Pfote insgesamt verbinden

 

D.6 äussere Fixierung des Pfotenverbandes

  • der Verband darf nicht zu fest sein
  • ideal ist eine selbsthaftende (kohäsive) Binde zur äusseren Fixierung des Verbands, Details siehe -> Erste-Hilfe Material
  • ansonsten Verband mit Heftpflaster fixieren
  • Pfotenschuh anziehen (wenn vorhanden)
  • weitere Details siehe -> Pfotenverband anlegen

 

Wichtig! Offene Krallenverletzungen können zu Infektionen, Vereiterungen der Pfote und schlimmstenfalls bis zur tödlichen Blutvergiftung führen. Der Tierarzt kann die Art und Schwere der Schädigung an der verletzten Kralle / Wolfskralle genau untersuchen und weitergehende Behandlungen einleiten. Wenn sinnvoll wird er auch Antibiotika und Schmerzmittel geben.

E. TRANSPORT ZUM TIERARZT

E.1 Wann bei einer Krallenverletzung zum Tierarzt?

  • wenn die Art und Schwere der verletzten Kralle nicht genau festgestellt werden kann
  • wenn die Kralle nicht nur einfach beschädigt ist, also glatt gebrochen - sondern gespalten
  • wenn die Kralle nahe am Nagelbett oder bis in den Nagelbett- / Zehenbereich hinein abgebrochen ist
  • wenn die Blutung nicht aufhört oder immer wieder von Neuem beginnt - der Tierarzt kann die Wunde bzw. Blutgefässe an der Stelle veröden
  • wenn mehr als die Kralle durch den Vorfall geschädigt sein könnte
  • wenn es um eingewachsene Krallen geht
  • wenn mangels sachgerechter Desinfektion eine Entzündung drohen könnte
  • wenn der Hund Schmerzen hat (der Tierarzt kann Schmerzmittel mitgeben)
  • wenn der Hund sich immer an der Wolfskralle verletzt, kann der Tierarzt diese mit lokaler Betäubung auch entfernen
  • gehen Sie im Zweifelsfall - immer - zum Tierarzt, insbesondere auch um schwere Folgeschäden wie u.a. Infektionen und Vereiterungen der Pfote zu vermeiden!

 

E.2 Transport zum Tierarzt

  • der Transport muss wegen der großen Schmerzbelastung sehr behutsam erfolgen
  • die Gliedmaßen mit der verletzten Pfote einfach hängen lassen
  • wenn möglich einen Helfer organisieren, herbeirufen oder herwinken, auch ggf. auch laut um Hilfe rufen
  • vorab mit Tierarzt telefonisch Kontakt aufnehmen
  • sicherstellen daß die Praxis oder Klinik geöffnet hat
  • weitere Details zum Transport des verletzten Hundes, siehe -> Transport

 

E.3 in der Heilungsphase

  • nachdem der Tierarzt den Hund behandelt hat, wird er ihnen vermutlich einen Trichter und Pfotenschuh mitgeben
  • zum Gassigehen sollte die Pfote durch den Pfotenschuh/Hundeschuh vor Verschmutzung geschützt werden
  • nach einer Pfotenverletzung ist in aller Regel zunächst für einige Tage Ruhe angesagt - um den Heilungsprozess zu fördern.
  • jetzt ist Geduld angesagt: denn Verletzungen an der Pfote heilen nur langsam, da die Wunde bei Belastung immer wieder leicht aufreißt
  • um den Hund vom Lecken an der Wunde abzuhalten, ist oft ein Hundekragen notwendig. Alternativ kann man die Pfote auch mit Kindersocke schützen
  • nach jedem Gassigang sollte die Pfote vorsichtig aber gründlich gereinigt werden

 

F. WEITERE HINWEISE

  • WICHTIG! Unbedingt Maulkorb oder Maulschlinge anlegen, wenn das Tier getragen werden muss, Details siehe -> Maulschlinge
  • Aufgrund der hohen Infektionsgefahr an den Pfoten sollte das Tier auf jeden Fall zur gründlichen Wundbehandlung zum Tierarzt

 

 

F.1 wenn dem Tierarzt keine Diagnose gelingt

  • es kann vorkommen dass der Tierarzt die eigentliche Ursache der Symptome nicht finden kann
  • falls keine blutende Wunde vorliegt, der Hund aber sichtbar ein Pfotenproblem hat und nicht damit auftritt
  • möglicherweise befindet sich ein verborgen tief sitzender Dorn im Zehenballen
  • möglicherweise ist die Pfote gequetscht oder Knochen im Pfotenbereich gar gebrochen/angebrochen - ohne dass es im Röntgenbild sichbar wäre
  • wenn es nach längerer Qual für den Hund immer noch zu keiner Diagnose kommt: wechseln Sie den Tierarzt.
  • Vielleicht hat ein anderer Tierarzt eine bessere Intuition oder bereits genau die Erfahrungen gemacht, die ihrem Hund jetzt helfen können.

 

G. PRÄVENTION

G.1 Gefahrenzonen mit Scherben meiden

  • Nehmen Sie ihren Hund an die Leine, wenn Sie durch ein Scherbengebiet gehen und umgehen Sie die Gefahr
  • Flussufer oder Baggerseen mit ausgedehnten Kiesbänken sind manchmal auch Plätze für ausgehnte nächtliche Trinkgelage und Parties - falls sie ein abgebranntes Lagerfeuer oder ähnliche Party-Spuren sehen, sollten Sie dieses Gebiete meiden. Möglicherweise finden sie schon einige hundert Meter weiter eine bessere Stelle.

 

G.2 Wunde Pfoten durch Streusalz im Winter

  • im Winter wird manchmal sehr ungleichmäßig Streusalz verteilt
  • an manchen Stellen liegt es dick auf, wenn es darauf geregnet hat, können sich hier Pfützen aus konzentrierter Salzlake bilden
  • als Gassigänger bekommen wir das oft gar nicht, insbesondere wenn es auch schon dunkel ist
  • wir tun unseren Hunden wirklich etwas Gutes, wenn wir ihnen zum Beispiel in einer flachen Schüssel gleich nach dem Gassigang die Pfoten waschen
  • beim Waschen ganz besonders auf die Bereiche zwischen den Zehen achten
  • Zum Schutz hat sich auch das Einreiben der Ballen mit Vaseline oder Melkfett vor dem Gassigehen bewährt.

 

G.3 regelmäßige Krallenpflege um Verletzungsrisiken zu reduzieren

  • manche Krallenprobleme entstehen dadurch, dass die Krallen einfach ungepflegt und zu lang sind
  • dadurch kann sogar das Krallenbett geschädigt werden und sich schwer entzünden
  • das geht bis zu Korkenzieher-ähnlich verdrehten Krallen, an denen der Hund leicht irgendwo hängen bleiben und sich tief in der Pfote verletzen kann
  • aufgrund der Bedeutung ist das Thema Krallenpflege in einem gesonderten Dokument beschrieben, siehe -> Krallenpflege

 

G.4 weitere Gefahrenzonen

  • Im Hochsommer Strassen und Gehwege mit offenen Bitumen (Teer) meiden
  • typische Gebiete mit teilweise grossen hölzernen Dornen an Astsücken auf dem Boden sind Parks mit Akazien-Bäumen (Robinien). Diese verholzten Dornen brechen in der Pfote ab und bleiben stecken.

 

H. Weitere Hinweise

H.1 Videos zum Thema

 

Auf los geht's: Im TV läuft gleich ...
Wie man eine Pfotenverletzung behandelt ....

 

 

I. DOKUMENTEN-HISTORIE

 

 

 

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