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Eine Hüftdysplasie ist eine angeborene Formstörung des Hüftgelenks. Genau genommen handelt es sich um eine angeborene Reifungsstörung der Hüftpfanne. Dysplasie bedeutet Fehlbildung. Es kann dabei vorkommen, dass der Hüftgelenkkopf und/oder die Hüftgelenkspfanne nicht richtig ausgeformt sind und damit der Gelenkkopf keinen stabilen Halt in der Gelenkpfanne findet. Dies kann zu einer Hüftluxation führen. Weiterhin führt die permanente Fehlbelastung des Gelenks zu einem erhöhten Abrieb des Knorpels und somit häufig zu einer Arthrose .

 

 

Hund mit Hüftdysplasie HD

Wenn der Hund eine angeborene Formstörung der Hüfte hat

 

HÜFTDYSPLASIE ODER HÜFTGELENKSDYSPLASIE - WAS IST RICHTIG?

Die Begriffe Hüftdysplasie und Hüftgelenksdysplasie werden oft synonym verwendet. Was ist richtig? Antwort: es kommt darauf an. Die Folgen der Erkrankung, der eigentliche Knorpelschaden mit schweren Entzündungen ist in der Enphase das Krankheitsbild einer Arthrose mit dem vollständigen Knorpelverschleiß. Oft liegen dabei die Ursachen in angeborenen Fehlformungen des Gelenks selbst. Insofern wäre dann der Begriff Hüftgelenksdysplasie nicht falsch. Wenn das Gelenk anatomisch korrekt ausgebildet ist, das Becken aber zum Beispiel einen Schiefstand ausweist, wäre Hüftdysplasie richtiger. Insofern kann tatsächlich sowohl der Begriff Hüftdysplasie als auch Hüftgelenksdysplasie korrekt sein. Mit der oft verwendeten Abkürzung HD für beide Begriffe liegt man dann aber immer richtig.

 

 

A. AUSGANGSLAGE

  • Der Tierarzt hat durch eine Röntgenaufnahme beim Hund eine Hüftdysplasie (HD) festgestellt
  • der Hund zeigt möglicherweise Störungen im Bewegungsbild
  • er hinkt vielleicht oder kann schlecht aufstehen (man spricht typischerweise von einem Anlaufschmerz, da gerade nach längerem ruhen im sitzen oder liegen die Gelenke wie 'verklemmt' sind).

 

B. HINTERGRUND-INFOS

  • Mit dem medizinischen Begriff Dysplasie ist eine Fehlstellung, Fehlbildung oder Fehlentwicklung gemeint. Der Begriff leitet sich von griech. dys für schlecht und plassein für geformt ab. Dabei wird der Begriff Dysplasie für vielfältige Bereiche der Medizin verwendet, z.B. wird von der Dysplasie von Schilddrüsenzellen gesprochen. Im Arthrose-Umfeld können Dysplasien eine ernste Vorerkrankung der Arthrose darstellen. Ein Hüftdysplasie ist zum Beispiel eine angeborene Formstörung des Hüftgelenks.
  • Relativ häufige Dysplasien im Arthrose-Umfeld kommen im Bereich von Hüfte und Knie vor: Patella-Dysplasie, Trochleadysplasie, Hüftdysplasie, Kniegelenksdysplasie. Um die Entwicklung einer Arthrose in dem betroffenen Gelenkbereich zu verhindern, wird durch Umstellungsoperationen versucht die Gelenkanteile in ein optimaleres Verhältnis zu einander zu bringen.

 

C. SYMPTOME

Die Symptome einer Hüftdysplasie hängem wesentlich von der Schwere der Fehlbildung, dem Alter des Tieres und dem Entwicklungsgrad der Erkrankung bis zum totalen Gelenkverschleiss (Arthrose ) ab.

  • der Hund steht nicht mehr so gerne auf
  • er kommt aus einer Liegeposition nur mit Beschwerden auf die Beine
  • auf der Gassitour möchte er nicht mehr so weit laufen - oder plötzlich gar nicht mehr weiter
  • der Hund scheint zu Leiden, Schmerzen zu haben
  • sein Gang scheint instabil zu sein
  • im fortgeschrittenen Zustand hin zur Arthrose kann ein Knirschen aus dem Gelenkbereich zu hören sein

 

D. SOFORTMASSNAHMEN

  • auf Gassitour den Spaziergang abbrechen
  • gegen Schwellungen das Gelenk kühlen, siehe [[Feuchte Wickel]]
  • mit dem Hund zum Tierarzt

 

 

E. TRANSPORT ZUM TIERARZT

  • weitere Details zum Transport des Hundes, siehe -> Transport

 

F. WEITERE HINWEISE

 

F.1 Prävention-Massnahmen gegen die Folgen einer Hüftdysplasie

  • gegen die Hüftdysplasie als solche ist durch die angeborene Fehlfunktion keine Prävention möglich
  • um die Folgen und den Fortschritt der Erkrankung hin zur Arthrose und Gelenkzerstörung zu mildern ist auf jeden Fall ein Übergewicht des Hundes und die Überlastung z.B. durch Hundesport unbedingt zu vermeiden
  • Helfen kann eine vernünftige Physiotherapie, die hilft, die Muskeln zu stärken und Muskeln und Bänder zu dehnen. Dadurch können Folgeschäden (z. B. Skoliose der Wirbelsäule) gemindert oder deutlich hinaus gezögert werden.
  • Wie beim Menschen auch sollten alle Stoßbewegungen (also rennen oder Springen – egal ob beim Hundesport oder vom Sofa herunter, dem Ball hinterher hetzen usw.) vermieden werden. Günstig sind 'runde' Bewegungen, wie zum Beispiel beim Schwimmen, die keine zusätzlichen Stöße verursachen. Die sogenannte Gelenkschmiere wird angeregt durch sanfte, runde Bewegungungen. Sollte ihr Hund nicht gerne schwimmen sollten Sie ihn über physiotherapeutische Maßnahmen zu solchen Bewegungen anregen. Diese lassen Sie sich am Besten von Ihrem Tierarzt oder einem erfahrenen Hundephysiotherapeuten zeigen und erklären. Lassen Sie sich gründlich anleiten, damit sie nichts verkehrt machen.
  • Man kann außerdem versuchen mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Glucosamin und/oder Chondroitin Linderung zu verschaffen. Die Wirksamkeit ist allerdings umstritten. Sollte sich damit keine Besserung zeigen, sollte auf jeden Fall frühzeitig eine Schmerzmedikation eingeleitet werden. Schmerzfreiheit bedeutet auch wieder runde Bewegungen. Außerdem bewirken diese Medikamente auch gleichzeitig das Abklingen des Entzündungsgeschehens, was sehr wichtig ist, da dieses wiederum den Knorpel angreift, was wiederum zu einer verstärkten Arthrose führt.
  • Auf keinen Fall dürfen Sie Medikamente aus ihrem persönlichen Fundus geben, da viele Humanmedizinische Produkte (z. B. Ibuprofen) für Hunde unverträglich manche sogar giftig sind. Medikament müssen immer vom Tierarzt verordnet werden (dies können tatsächlich durchaus auch aus der Humanmedizin stammen, dann ist aber gesichert, dass sie auch für Hunde verträglich sind). Auch wenn Tiermedizin manchmal teurer ist als Humanmedizin hat es einen Grund, dass diese verordnet wird. Der Stoffwechsel des Hundes hat eine andere Halbwertzeit als die des Menschen, worauf die Tiermedizin exakt abgestimmt ist.
  • Eine Alternative zur Schmerzreduktion kann bei HD (Hüftgelenksdysplasie) auch die Goldakupunktur sein. Diese wird vor Allem bei älteren Tieren eingesetzt, bei denen eine Operation nicht mehr ratsam wäre. Ansonsten – gerade bei noch jungen Hunden – ist auch durchaus eine Umstellungsosteotomie oder gar ein künstliches Gelenk eine Option.
  • Die Gassietouren sollten künftig dem Befinden des Hundes angepasst werden. Lieber mehrere kleine Touren als eine zu große.
  • Bitte beachten Sie, dass Arthrose einen wellenförmigen Verlauf hat. Das bedeutet, dass z. B. während eines Entzündungsgeschehens Bewegungen äußerst mühsam und schmerzhaft sein können. Ist die Entzündung abgeklungen, kann man wieder für eine gewisse Zeit gehen, als wäre nichts gewesen. Gerade im Anfangsstadium einer Arthrose können durchaus lange Phasen der Schmerzfreiheit bestehen. Doch gerade dies führt zum Verkennen der Situation und man unterstellt dem Hund dann gerne, dass er mürrisch oder unartig ist, wenn er dann während einer schmerzhaften Entzündungsphase plötzlich nicht mehr Gassi gehen möchte.
  • Hier muss man auch beachten, dass bei einer Hüftgelenksarthrose eine typische Begleiterscheinung der Anlaufschmerz ist. Das bedeutet, dass das Aufstehen und die ersten Schritte sehr schmerzhaft und müham sein können. Wenn man sich 'eingelaufen' hat, geht es wieder ganz gut. Auch dieser Umstand könnte dazu führen, dass man das Verhalten des Hundes zu seinen Ungunsten missversteht.
  • Dieser wellenförmige Verlauf führt auch gerne zur Annahme, dass alternative Mittel zu einer Verbesserung führen. Tatsächlich war es nur so, dass die Entzündung im Gelenk wieder abgeklungen ist und so oder so wieder eine schmerzfreie Periode aufgetreten wäre. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass man solche Mittel (z. B. Nahrungsergänzungsmittel) über einen längeren Zeitraum – also ein halbes Jahr und länger – austesten muss, um eine Wirksamkeit oder Wirkungslosigkeit bewerten und belegen zu können.

 

F.2 Behandlung bei einer Hüftgelenksdysplasie

  • Mit einer Hüftgelenksdysplasie kann der Hund unter Umständen jahrelang gut leben, wenn sie früh erkannt wird und die o.g. Präventions-Maßnahmen zuverlässig dauerhaft und erfolgreich umgesetzt wurden. Insbesondere Überbelastungen des Gelenks sind sofort zu vermeiden.
  • Ist ein Gelenk jedoch so verschlissen, dass sich der Hund trotz Schmerzmittel und Krankengymnastik nur noch unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen fortbewegen kann, sollte man über das Einsetzen einer TEP (Totalendoprothese) ernsthaft nachdenken. Wie beim Menschen auch, ist dies eine größere Operation mit allen entsprechenden Risiken, die aber nach geglückter OP wieder Lebensqualität und Bewegungsfreude zurück bringt. Analog zum Menschen wird auch bei Hunden vorzugsweise eine Endoprothese erst im höheren Lebensalter eingesetzt, da diese verschleißen können und ggf. eine weitere neue TEP eingesetz werden muss. Gerade große, schwere Hunde oder sehr lebhafte Hunde sind hier sehr gefährdet. Mit einer TEP sollte sich der Hund bewegen, dabei jedoch auf runde und stoßarme Bewegungen achten. Dies ist naturgemäß bei älteren Hunden eher gegeben als bei jungen. Dennoch lässt der Fortschritt in der Medizin durch neue Methoden es auch zu, notfalls auch bei jüngeren Hunden bereits eine TEP einzubauen.
  • Was ist eigentlich eine TEP? TEP ist die Abkürzung für Total Endo Prothese. Gemeint ist damit der komplette Ersatz eines Gelenks durch eine entsprechende Prothese. Wo dieser Ersatz stattfindet ist damit noch nicht gesagt. Meistens wird der Begriff TEP in Verbindung mit der entsprechenden Gelenkbezeichnung oder der Körperstelle gebraucht, also z.B. HTEP für Hüfttotalendoprothese oder KTEP für Knietotalendoprothese.
  • Wird eine TEP-OP vorgenommen beutet dies, dass das natürliche, verschlissene Gelenk entfernt und durch ein künstliches Gelenk ersetzt wird. Es gibt verschiedene Modelle und Methoden. Welche für Ihren Hund letztendlich in Frage kommt, wir der Tierarzt, der bei Ihrem Hund diese Operation vornimmt entscheiden. Häufig kann erst bei der OP selbst über die Wahl der Prothesenart entschieden werden.
  • Nach erfolgter OP kommt die physiotherapeutische Unterstützung sowie regelmäßige Röntgenkontrollen, die Aufschluss über den Heilungsverlauf, den richtigen Sitz und evtl. Schäden oder Komplikationen bringen. In der Zeit nach der OP MUSS für längere Zeit (mehrere Wochen) gewährleistet sein, dass der Hund unter Aufsicht ist und sich nicht erneut verletzen kann oder nach dem Fäden ziehen an der Wunde knabbert. Hilfreich sind hier Trichter, Kragen oder Bodies, die verhindern, dass der Hund mit der Schnauze an die Wunde kommt. Ebenfalls muss sicher gestellt werden, dass der Hund z. B. auf glattem Parkett nicht ausrutschen und sich die Hüfte auskugeln kann. Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt genaue Instruktionen geben, worauf Sie achten müssen und auch darüber aufklären, wie lange der Hund nicht ohne Aufsicht bleiben sollte.
  • Wie auch beim Menschen muss man hier ganz klar sagen, dass eine solche OP (OP selbst, Endoprothese, Klinikaufenthalt, Medikamente, Röntgenaufnahmen, Physiotherapie etc.) mit nicht zu unterschätzenden Kosten verbunden ist. In solch einem Fall macht es sich absolut bezahlt, eine umfassende Krankenversicherung für den Hund abgeschlossen zu haben. Wenn man keine Versicherung bezahlten möchte, sollte man in weiser Voraussicht während des gesamten Hundelebens einen monatlichen Betrag (ca. 100 EUR) zur Seite legen, der im Notfall solche Kosten decken kann. Bleibt der Hund sein Leben lang gesund, hat man sich eine schöne Summe angespart, die vielleicht der nächste Hund benötigt.
  • Informieren Sie sich auch vor der OP gut – wer hat die richtigen Spezialisten, wo kostet es wieviel. Die Kosten können bei gleichem Leistungsumfang sehr variieren. Fragen Sie auch Ihren Tierarzt, wohin er gehen würde, wenn sein Hund eine neue TEP bräuchte...

 

 

G. DOKUMENTEN-HISTORIE

 

 

 

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