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Der Heimlich-Griff beim Hund ist ein Verfahren in aller höchster Not (!) - wenn die Atemwege des Tieres definitiv durch einen Fremdkörper vollständig luftdicht blockiert sind. Der Heimlich-Griff ist nicht verboten, wegen den drohenden Verletzungen darf der Heimlich-Handgriff aber niemals am gesunden Hund geübt werden! Andere Bezeichnungen für den Heimlich-Griff sind Heimlich-Handgriff, Heimlich-Rettungsgriff, Heimliche-Methode, Heimlich-Manöver. Sofort nach der Anwendung des Heimlichgriffs muss der Hund unbedingt in die Tierklinik oder Tierarztpraxis zur Untersuchung auf mögliche innere Verletzungen gebracht werden.

 




 

NOTFALL-CHECKLISTE : Heimlich-Griff beim Hund

 

A. AUSGANGSLAGE

  • die Atemwege des Hundes sind definitiv durch einen Fremdkörper vollständig blockiert
  • der Hund bekommt keinerlei Luft mehr
  • es ist keinerlei Atmung mehr festzustellen
  • er kann nicht einmal mehr husten
  • der Hund droht definitiv zu sterben
  • der Hund ist möglicherweise schon bewusstlos
  • die Atemwege - müssen sofort erfolgreich - freigemacht werden

 

B. HINTERGRUND-INFOS

  • tief Rachenraum des Hundes (wie auch bei uns Menschen) kreuzen sich die Atemwege über Nase und Mund einerseits und der Weg der Nahrungsaufnahme über den Mund in den Magen andererseits.
  • durch unglückliches Verschlucken ist es hier möglich, dass ein Fremdkörper die Atemwege vollkommen blockiert

 

B.1 Ziel des Heimlich-Handgriffs

  • durch mechanischen Druck soll pneumatischer (Luft-)Druck auf den Fremdkörper erzeugt und dieser ausgestoßen werden
  • der Fremdkörper soll sich also durch einen Luftstoss aus der Lunge heraus lösen
  • dazu wird über das Zwerchfell mechanischer Druck auf die Lunge ausgeübt, der als Luftstoß auf den Fremdkörper wirken soll

 

B.2 Entwicklung der Heimlich-Methode

  • es handelt sich um ein Verfahren, das in der Humanmedizin entwickelt wurde
  • das Verfahren trägt verschiedene Bezeichnungen: Heimlich-Manöver, Heimlich-Handgriff, Heimlich-Griff
  • Erfinder des Heimlich-Manöver ist der US-amerikanische Arzt Henry J. Heimlich
  • in der Humanmedizin wird der Notfall-Patient in stehender, sitzender oder liegender Lage behandelt
  • Der Heimlich-Handgriff ist nur anzuwenden wenn alle anderen Optionen erfolglos waren und der Hund sonst sterben müsste. Niemals am gesunden Hund üben!
  • Das Heimlich-Manöver wurde als Sofortmaßnahme in der Humanmedizin entwickelt und wird bei akut drohender Erstickung durch einen Fremdkörper eingesetzt.
  • Das Heimlich-Manöver kann zu inneren Verletzungen führen - der Hund muss auch nach erfolgreicher Anwendung zum Tierarzt
  • Das orginale Heimlich-Manöver aus der Humanmedizin ist nur bedingt auf den Hund anzuwenden - im Fall der absoluten Todesdrohung aber eine Option.
  • Bei Wasser in der Lunge den Heimlich-Griff nicht anwenden, bessere Vorgehensweise siehe unten.

 

B.3 Risiken des Heimlich-Griffes

  • Der Heimlich-Griff kann schwere Folgeschäden verursachen
  • er darf nur in aller höchster Not angewendet werden, wenn alle anderen Methoden versagt haben - und der sichere Tod droht
  • Durch die stoßartige Druckerhöhung kann es insbesondere im Brust- und Bauchraum zu schweren, inneren Verletzungen kommen.
  • u.a. Rippenbrüche, Milz- und Leberrisse, Risse in Blutgefäßen.

 

B.4 Relativierung der Risiken des Heimlich-Griffes

  • zur Erinnerung: es geht um vollständig blockierte Atemwege
  • jede Minute ohne Sauerstoff verringert die Überlebenswahrscheinlichkeit dramatisch
  • wenn einige Zeit ohne Atmung vergangen ist steht den Folgeschäden durch die Rettungsmaßnahme nur noch Folgen durch den unterlassenen Versuch gegenüber: also der Tod

 

C. Vorbereitung

  • den Hund in die stabile Seitenlage bringen, Details siehe  -> stabile Seitenlage
  • der verletzte Hund soll in eine körperlich optimale Lage gebracht werden
  • der Mund soll der tiefste Punkt sein, damit Erbrochenes oder auch Blut aus dem Mund ablaufen können
  • insbesondere bei Bewusstlosigkeit können so Erbrochenes und Blut ablaufen
  • die Mundöffnung wird dabei zum tiefsten Punkt des Körpers, die Zunge muss wenn der Hund ohnmächtig ist heraushängen
  • der Hund wird so vor dem Ersticken bewahrt
  • mit der stabilen Seitenlage wird der Körper des Hundes in eine Position gebracht, bei der die Atemwege freigehalten werden

 

D. Atemwege kontrollieren

  • den Mund öffnen und den Rachen kontrollieren
  • drehen Sie dazu seinen Kopf zum Licht hin, um möglichst tief in den Rachen sehen zu können
  • ideal wäre es, wenn sie zusätzlich eine gute Taschenlampe hätten
  • falls es Probleme mit dem Öffnen des Mundes gibt: zwei Binden als Schlaufen in Ober- und Unterkiefer einhängen und das Maul auseinanderziehen
  • um einen Beißunfall zu verhindern, ggf. ein Stück Holz zwischen Ober- und Unterkiefer klemmen
  • wenn der Hund ohnmächtig ist, die Zunge weit herausziehen, Maul ausreichend weit öffnen
  • prüfen ob ein Fremdkörper oder Erbrochenes im Rachen steckt
  • ggf. versuchen den Rachen frei zu machen
  • WICHTIG: falls durch einen Fremdkörper in den Atemwegen ein Atemstillstand hervorgerufen wurde, muss jetzt rigoros der Fremdkörper beseitigt werden.
  • visuell prüfen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt
  • falls nichts erkennbar, vorsichtig die Fingerspitzen auf den Brustkorb legen und versuchen die Atmung zu erfühlen
  • falls nichts erkennbar, die angefeuchtete Hand vor die Nase des Hundes halten
  • falls keinerlei Anzeichen auf Atmung erkennbar sind, NOTFALL-CHECKLISTE -> Atemstillstand beim Hund

 

E. KONTRA-INDIKATIONEN

E.1 Nicht anwenden (!) - wenn der Hund noch husten oder atmen kann

  • solange der Hund noch husten kann - nichts machen
  • unbedingt Husten lassen
  • Husten ist die natürlichste und beste Notfallmaßnahme!
  • solange auch auf Schläge auf die Schulterblätter verzichten
  • durch die Schläge könnte das Objekt noch tiefer in den Rachen/Luftröhre rutschen
  • die weitere Entwicklung auf das Schärfste überwachen!
  • lassen Sie den Hund keine Sekunde aus den Augen - solange noch der Fremdkörper in seinem Hals steckt!

 

E.2 Nicht anwenden (!) - bei Ertrinken

  • bei einem drohenden Erstickungstod durch Wasser in der Lunge hat sich das Heimlich-Verfahren nicht bewährt
  • in diesem Fall ist es besser die Atemwege anders frei zu bekommen, siehe NOTFALL-CHECKLISTE -> Atemwege freimachen

 

 

E. NOTFALLMASSNAHMEN

  • der Hund ist in höchster Gefahr zu sterben
  • deshalb müssen in kürzester Zeit verschiedene Maßnahmen richtig durchgeführt werden
  • einerseits müssen die lebensgefährdenden Ursachen beseitigt und eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden

 

E.1 FREMDKÖRPER AUS DEM MAUL / RACHENRAUM MANUELL ENTFERNEN

  • wenn der Hund einen Fremdkörper verschluckt hat
  • der Fremdkörper noch im Rachenraum steckt
  • wenn der Hund bewusstlos ist kann man mit der Hand gefahrlos tief in den Rachen fassen und versuchen den Gegenstand zu entfernen
  • evtl. sonst zur Sicherung ein Holzstück zwischen Ober- und Unterkiefer platzieren
  • den Fremdkörper versuchen mit einem Stock, Holzlineal oder stumpfen Schraubenzieher etc. entfernen

 

E.2 FREMDKÖRPER AUS DEM LUFTRÖHREN- / RACHENRAUM HERAUSSCHÜTTELN

  • wenn die manuelle Entfernung D.1 nicht erfolgreich war
  • der Fremdkörper noch im Luftröhre oder Rachenraum vermutet wird
  • mit dem flachen Handballen fünfmal kräftig auf die Schulterblätter des Hundes schlagen, um den Fremdkörper zu lockern
  • dann bei kleinen Hunden: den Hund an den Hinterfüßen packen und vorsichtig nach unten schütteln
  • dann bei großen Hunden: den Hund hinter dem Brustkorb hochheben und vorsichtig seinen Oberkörper nach unten schütteln
  • sofort prüfen ober der Fremdkörper sichtbar ist und auch unverzüglich entfernen, damit der Hund ihn schlimmstenfalls nicht nochmal verschluckt

 

Wichtig! Der Heimlich-Handgriff arbeitet mit Luftdruck und darf und kann nur angewendet werden, wenn die Luftröhre vollständig blockiert ist. Wenn die Luftröhre noch teilweise offen ist, der Hund noch etwas atmen kann und vielleicht sogar hustet, sollte man ihm die Chance lassen den Fremdkörper auf natürlich Weise auszuhusten. Halten Sie sich aber auf jeden Fall - sofort - für die Heimlich-Methode bereit, wenn sich sein Zustand verschlechtern sollte und die Luftröhre plötzlich blockiert ist.

 

E.3 FREMDKÖRPER MIT DEM HEIMLICH-GRIFF AUS DEM LUFTRÖHREN- / RACHENRAUM ENTFERNEN

  • wenn die manuelle Entfernung D.1 und D.2 nicht erfolgreich waren und der Hund definitiv zu sterben droht
  • den Hund auf seine rechten Seite legen
  • mit dem flachen Handballen fünfmal kräftig auf die Schulterblätter des Hundes schlagen, um den Fremdkörper zu lockern
  • Ziel ist es nun den Fremdkörper durch einen Luftstoß aus der Lunge heraus lockern
  • der Ersthelfer positioniert dazu seine Hand mit dem Handballen knapp unterhalb des Brustbeines bzw. unter dem Rippenbogen am Bauch des Hundes
  • mit Hilfe eines ruckhaften Druckes wird nun eine Schubbewegung nach oben in Richtung des Zwerchfells erzeugt (bis zu 5 Mal wiederholen)
  • dadurch entsteht über das Zwerchfell ein Überdruck in der Lunge, der den Fremdkörper hoffentlich lockert
  • bei großen, kräftigen Hunden kann auch die zweite Hand mit auf die erste Hand drücken
  • sofort prüfen ob der Fremdkörper sichtbar ist und auch unverzüglich entfernen, damit der Hund ihn schlimmstenfalls nicht nochmal verschluckt
  • falls der Fremdkörper noch nicht entfernbar war, weiter wie folgt:
  • bei kleinen Hunden: den Hund an den Hinterfüßen packen und vorsichtig nach unten schütteln
  • bei großen Hunden: den Hund hinter dem Brustkorb hochheben und vorsichtig Oberkörper nach unten schütteln
  • mit etwas Glück hat sich der Fremdkörper doch noch gelockert und kommt jetzt heraus
  • falls die Aktion erfolglos war und der Hund ernsthaft zu sterben droht - Aktion E.3 wiederholen

 

E.4 WASSER NACH DEM ERTRINKEN AUS DEN LUNGENBEREICH HERAUSSCHÜTTELN

  • wenn der Hund gerade eben ertrunken ist
  • die Lunge ist mit Wasser gefüllt
  • bei kleinen Hunden: den Hund an den Hinterfüssen hochheben und vorsichtig nach unten schütteln
  • bei großen Hunden: den Hund hinter dem Brustkorb hochheben und vorsichtig Oberkörper nach unten schütteln
  • etwa 20 bis 30 Sekunden Wasser aus der Lunge in dieser Kopf-nach-unten-Position ablaufen lassen
  • falls eine Hilfsperson zur Verfügung steht kann diese das Ablaufen des Wassers durch leichtes Klopfen auf den Brustkorb unterstützen

 

 

F. WEITERE HINWEISE

  • nach diesen Maßnahmen muss in der Regel eine Wiederbelebung erfolgen
  • wenn das Herz nicht mehr schlägt, sofort weiter mit NOTFALL-CHECKLISTE -> Herzstillstand
  • wenn die Atmung ausgesetzt hat, sofort weiter mit NOTFALL-CHECKLISTE -> Atemstillstand

 

 

G. ALLES GUTE FÜR IHREN HUND

Wenn Sie diese Seite in einer akuten Notsituation gelesen haben,
wünschen wir Ihnen, dass ihr Hund, Sie und ihre Familie diese Krise gut überstehen
und vor allem auch bei ihrem Hund kein gesundheitlicher Schaden zurück bleibt.

Wir wünschen Alles Gute!
Und drücken ganz fest die Daumen!

 

 

 

 

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